„Dibbuk – Eine Hochzeit in Polen“ (OT: „Demon“) von Marcin Wrona


Ihren Gatten hat sich die Braut offensichtlich ganz anders vorgestellt... Foto: filmPolska

Ihren Gatten hat sich die Braut offensichtlich ganz anders vorgestellt… Foto: filmPolska

Was macht man also, wenn der Bräutigam am Tag der Eheschließung von einem schalkhaften Dämon besessen wird, dessen Intentionen sich nicht ganz erschließen? Aus dieser Frage zieht Marcin Wrona die ungeheure Vielseitigkeit seines Films. Während einige Charaktere sich sorgenvoll und verzweifelt zeigen, geht es anderen hauptsächlich darum, den Bräutigam möglichst diskret aus dem Rampenlicht zu befördern. In einem Raum psychologische Höllenqualen, im Nebenzimmer humoristisch inszenierte Lakonik. Dieses Bild könnte man im Lexikon neben den Begriff „polnischer Humor“ stellen. Dabei ist das wahre Kunststück der Regieleistung, dass Wrona beide Räume so inszeniert, dass sie für sich perfekt wirken können, sich aber niemals ins Gehege kommen.

Die wunderbare Photographie, die man heute in beinahe jedem polnischen Film beobachten kann, gerät dabei fast in den Hintergrund. So traurig das auch sein mag, es ist verständlich. Denn neben dem gleichermaßen spannenden wie unterhaltsamen Genre-Spagat ist es vor allem die Leistung des Hauptdarstellers Itay Tiran, die den Film bestimmt. Seine Verkörperung des geplagten, zerrissenen Piotr gehört zu den besten, die das Genre jemals hervorgebracht hat.

Regisseur Marcin Wrona stand am Anfang eines sehr vielversprechenden Lebenswerks, als er sich kurz nach der Premiere von „Demon“ das Leben nahm. Ein unschätzbar trauriger Verlust für das polnische Kino und die weltweite Gemeinde aus Cineasten und Filmschaffenden.

Timo Löhndorf

Dibbuk – Eine Hochzeit in Polen“ (OT: „Demon“), Regie: Marcin Wrona, DarstellerInnen: Itay Tiran, Tomasz Zietek, Agnieszka Zulewska, Kinostart: 28. Juli 2016

(Dieser Beitrag entstand im Rahmen des 3. deutsch-polnischen Programms für junge Filmkritiker/innen und -journalist/innen der 11. Ausgabe von filmPOLSKA)

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