DOK Leipzig 2020: TIGER AND OX von Kim Seung-hee


Jahre später, nachdem die Tochter erwachsen ist und selbst zu einer selbstständigen, beruflich unabhängigen Frau geworden ist, kann sie ihre Mutter mit anderen Augen sehen. Im Voice-over kommen sowohl Mutter als Tochter zu Wort. Der Ton ist versöhnlich, bei beiden schwingt aber eine gewisse Verletzlichkeit mit. Man glaubt, zu spüren, dass die sozialen Umstände, in denen die Familie aufgewachsen ist, ihre Spuren hinterlassen hat. Die Notwendigkeit sich nach außen ständig rechtfertigen zu müssen und gegen die Vorurteile anzukämpfen, macht es den beiden Frauen schwer, ihre Gefühle offen zu legen.

Der Kurzfilm überzeugt durch einen mitreissenden Rhythmus und durch eine eindrückliche Reduktion der Mittel. Auf einfarbig-gelblichem Hintergrund schlängeln sich die schwarzen Linien der Zeichnung. Sogleich humorvoll wie emotional sensibel verbinden sich Ton und Bild miteinander. Das Ganze ähnelt einem Tanz, bei dem sich zwei Körper abwechselnd zu- und auseinander bewegen.

Teresa Vena

TIGER AND OX, Regie: Kim Seung-hee

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