„The Man with the Magic Box“ von Bodo Kox



Für Bodo Kox ist dies sein Konzept von Science Fiction: Wenn der Krieg ausbricht, Gebäude einstürzen, sich keiner mehr etwas zu sagen hat, und sogar die Androiden abstumpfen, hilft nur noch die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau – eine Erklärung, die ziemlich abgedroschen klingt. Das Rollenverhältnis der beiden Protagonist*innen schreit nicht nach einem Konzept, das für 2030 stehen könnte. Die Vergangenheit, aus der Adam kommt, färbt allmählich auf Gorias Verhalten und ihre Abhängigkeit zu ihm ab, sodass sie schließlich zu einer „traditionell“ agierenden Frau wird – sie wünscht sich Rendezvous, Rosen, Hochzeit. Zu ihrem extravaganten Kleidungsrepertoire gehört dann plötzlich ein Mantel mit Bärenohren, mit dem sie eher lächerlich als innovativ aussieht.

Am Ende wird das Ganze auf die Spitze getrieben: In Adams Vergangenheit gereist, erscheint Goria als Hausfrau der 1960er Jahre. Der Weg zurück zu einem konservativen Ursprung ist in Polen gerade in der aktuellen Debatte um Abtreibung und die Selbstbestimmung von Frauen eine schwierige Botschaft, vor allem wenn ein Film eine Zukunftsvision darstellen will. Gleichzeitig reiht sich „The Man with the Magic Box“ in die Tradition von Blockbustern wie „Blade Runner“ (2017) oder „Elysium“ (2013) ein – eine Science Fiction, die männlich konnotiert ist und kommerzielles, auf Tempo und Special Effects getrimmtes Kino bietet. Der Film nutzt das Potential nicht aus, das Science Fiction aber durchaus haben könnte, eben nicht nur Frauen in neuen Rollen agieren zu lassen, sondern auch das Genre ernst zu nehmen. Science-Fiction schafft neue Realitäten, die in unsere gewohnten und verengten Vorstellungen von Welt eingreifen sollen. Andrei Tarkowskis „Stalker“ von 1979 oder Christopher Nolans „Inception“ sind Filme, die Science Fiction auf ganz unterschiedliche Weise interessant definieren, sich künstlerisch ausprobieren und dabei neue Welten und aufrüttelnde Fragen auf die Leinwand bringen. Und wenn Bodo Kox auch eine geschlechterpolitische Dystopie statt einer fortschrittlichen Zukunftsvision entwerfen wollte, tritt seine Science Fiction als Satire nicht genügend hervor.

Paula Sawatzki

The Man with the Magic Box„, Regie: Bodo Kox, DarstellerInnen: Olga Bołądź, Piotr Polak, Sebastian Stankiewicz, Helena Norowicz

(Dieser Beitrag entstand im Rahmen des 5. deutsch-polnischen Programms für junge Filmkritiker/innen und -journalist/innen der 13. Ausgabe von filmPOLSKA)

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