„Käfer in Schachteln“ von Wojtek Skowron (Nov 16)


"Käfter in Schachteln" von Wojtek Skowron ist unser Open Screening Kurzfilm des Monats November 2016.

„Käfer in Schachteln“ von Wojtek Skowron ist unser Open Screening Kurzfilm des Monats November 2016.

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

Berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach SZuper von Kőrösi Mátè im August und Easy“ von Toby Wulff im September präsentieren wir euch nach einem Monat Pause nun im November „Käfer in Schachteln“ von Wojtek Skowron.

Viel Vergnügen beim Interview mit Regisseur Wojtek Skowron und seinem Kurzfilm…

Wojtek, worum geht es in „Käfer in Schachteln„?
Wojtek Skowron:
Käfer in Schachteln“ ist eine ironische „Verfilmung“ einer bildlichen Metapher aus Ludwig Wittgensteins „Philosophischen Untersuchungen“ mit der er das Problem des Sprechens über Empfindungen illustrierte:
Nun, ein Jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was Schmerzen seien! – Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir „Käfer“ nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schaun; und Jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist.

Ludwig Wittgensteins "Philosophischen Untersuchungen" dienen als Vorlage.

Ludwig Wittgensteins „Philosophischen Untersuchungen“ dienen als Vorlage.

Mit diesem charmanten und witzigen Bild hat Wittgenstein eine Tatsache illustriert, die mich schon immer sehr beschäftigt hat: Die inneren, mentalen Vorgänge stellen die einzige Realität dar, die einem unmittelbar gegeben und unbezweifelbar ist. Doch bleibt diese direkte und unbezweifelbare Realität, die meine einzige handfeste Verbindung zur Welt ist, in einem wichtigen Aspekt „reine Privatsache“. Wie sich für mich die Welt „von innen“ anfühlt, was ich sehe, wenn ich die Farbe Rot sehe und was ich wirklich fühle wenn ich Zahnschmerzen habe, kann nur ich alleine „wissen“. Meinen „Käfer“ sehe nur ich. Wir können scheinbar über alles kommunizieren und trotzdem leben wir gleichzeitig auch in jeweils anderen, getrennten Welten.
Die Ironie meiner „Verfilmung“ der wittgensteinschen Käfer liegt darin, dass sie vorgibt eben das zu tun, dessen Unmöglichkeit die Metapher gerade illustrieren soll: das „notwendig Private“ öffentlich darzustellen. Diese Präsentation, das Defilee nach einander folgender „Käfer“ ist eben das Ding der Unmöglichkeit, von dem die Rede ist.
Letztlich aber geht es mir hier, wie in allen meinen Filmen nicht so sehr um einen Inhalt, den man mit Worten wiedergeben kann sondern um die direkte Wirkung der Bilder auf den Zuschauer. Mir geht es immer in erster Linie um Gefühle und Stimmungen und nicht ums Überbringen irgendwelcher Botschaft. Man braucht keinen Wittgenstein gelesen zu haben um den Film zu „verstehen“, es reicht wenn sich der Zuschauer in die Welten, die ich in meinen Filmen kreiere, hinein ziehen lässt. Ich möchte ihn eher in Trance versetzen als ihm etwas zu erzählen oder zu erklären.

Wie ist die Idee zum Film entstanden?
Die Idee kam beim Blättern in „Philosophischen Untersuchungen“. Ich habe einen neuen Film angefangen und hatte noch keine inhaltliche Klammer, die die Bilder die ich bereits hatte zu einer Einheit zusammen fügt. Die Ideen kommen mir immer erst beim Machen, ich arbeite nie nach Skript.

Wie sind die Animationen entstanden? Und: Ist der Film ein „One-Man-Projekt“ oder hast du mit einem Team gearbeitet?
Die Animationen entstehen am Computer. Die Zeichnungen mache ich in der Regel zuerst „analog“, dann folgt eine lange Bearbeitung am Computer. Ich mache eigentlich nur „One-Man-Projekte“. In diesem Fall allerdings habe ich eine Sprecherin – Frau Shoko Ito.

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