„Rentaneko“ von Naoko Ogigami


Rentaneko

Rentaneko

Katzenvermietung

Das Unbehagen gegen Nähe und die gleichzeitige Sehnsucht nach Geborgenheit ist eine Grundvorraussetzung, um eine Katze als Haustier zu präferieren. Wenn man einen Menschen nicht nach den Themen, mit denen er sich beschäftigt, beurteilt, sondern nach den Mitmenschen, die in seinem Leben fehlen, wird man einräumen müssen, dass eine Katze als Wegbegleiter eine völlige Sonderstellung einnimmt. Prestige, Sex und Geld spielen für diese keine Rolle. Kein Wunder das beispielsweise H.P. Lovecraft ein großer Katzenfreund war. Da heutzutage scheinbar alles in eine Dienstleistung verwandelt werden kann und da heute eine steigende Anzahl von Menschen vereinsamt oder die Einsamkeit bewusst sucht, bietet sich als Geschäftsidee doch eine Katzenvermietung an. Naoko Ogigamis „Rentaneko“ begleitet und verhandelt die Katzenvermieterin Sayoko.

Unter dem Motto „Katzen gegen die Einsamkeit“ bringt sie so und selbstredend gegen Geld ein wenig Freude in das Leben eines alleinstehenden Familienvaters, eines Autoverleih-Angestellten und einer Seniorin. Das ist alles sehr traurig und mitunter schauerlich anzuschauen. Merkwürdig, dabei hat Frau Ogigami nicht die Haltung einer Autorenfilmerin. Beinahe jeder Autorenfilmer hält es für seine Pflicht, ein ausuferndes Bild des Lebens zu geben. Seine Mission besteht stets darin, etwas altbekanntes neu zu beleuchten, doch was die Fakten selbst angeht, so hat er fast keine Wahl. Verteilung der Reichtümer, Religion, Geld, ein guter Autorenfilmer darf nichts übersehen. Münden sollte das Ganze dann in einer kohärenten Sicht der Welt – die in aller Regelmäßigkeit übrigens zum Kotzen ist. Nein, „Rentaneko“ ist ein besserer Chick Flick, denn natürlich taucht gegen Mitte des Filmes ein Mann im Leben von Sayoko auf und stellt ihren Broterwerb sowie ihre neurotischen Sperenzien in Frage. Naoko Ogigami kümmert sich wenig darum, ein akzeptables Bild der Welt und der Vereinsamung zu zeichnen. Die Realität ist hier nur eine Art Hebel, der den Östrogenhahn aufdreht und alles narrativ Konsequente bewusst ignoriert – aber der Chick Flick war schon immer das weibliche Gegenstück zum Horrorfilm.

Joris J.

Berlinale-Termine: Mi 15.02., 22.45 Uhr, CineStar 3; Do 16.02., 22.30 Uhr, Cubix 7; Do 16.02., 22.30 Uhr, Cubix 8; So 19.02., 20.15 Uhr, CineStar 3