„So schön wie du“ von Franziska Pflaum


"So schön wie du" von Franziska Pflaum wurde im November 2014 mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Foto: achtung berlin

„So schön wie du“ von Franziska Pflaum wurde im November 2014 mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Foto: achtung berlin

Ich fühl mich so leer, ich fühl mich Brandenburg

Lasziv rauchend und sich die Haare zwirbelnd steht Tina am Fenster ihres Jugendzimmers. Der Blick nach draußen geht auf den trostlos provinziellen Hinterhof. Ihre beste Freundin Marlene sieht Tina mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung zu, denn Tina entspricht mit ihrem mageren Körper, den großen Augen und dem Schmollmund genau dem medial übermittelten Stereotyp eines attraktiven Teenagers. Bei den jungen Männern im Dorf kommt sie mit ihrer abgebrühten, aufmüpfigen Art immer gut an, während Marlene für ihr leichtes Übergewicht und ihre Zurückhaltung andauernde Seitenhiebe einstecken muss.

So schön wie du“ erzählt in seinen knapp dreißig Minuten Laufzeit von einem Heranwachsen abseits der Metropolen, im tiefsten Brandenburgischen Land. Perspektivlos stolpern Tina und Marlene vom Alkoholexzess auf dem Parkplatz vorm Vereinsheim zur leerstehenden Scheune. Um nicht in Tristesse und Bedeutungslosigkeit zu versinken wie die eigenen Eltern es tun, ist den Teenagern beinahe jedes Mittel Recht. So proklamiert Tina: „Wir hauen ab. Für immer“, obwohl sie weiß, dass auch sie Gefahr läuft, dem Stillstand um sich anheimzufallen.

Die Unzufriedenheit ist den Jugendlichen in die Gesichter eingebrannt. Die Stimmung des Szenarios ist drückend, selbst die wenigen lichten Momente haben einen faden Beigeschmack und dem Zuschauer wollen einfach nicht die Zeilen des Liedermachers Rainald Grebe aus dem Kopf gehen, der schon 2005 konstatierte: „Ich fühl mich so leer, ich fühl mich Brandenburg“ bevor er dem Rezipienten und sich selbst die ernüchternde Frage stellte: „Was soll man auch machen mit 17,18 in Brandenburg?“

Auch Tina und Marlene wissen nicht, was sie mit sich anfangen sollen. Die Freundschaften zwischen den Jugendlichen im Dorf sind immer an Demütigungen geknüpft, der Ton untereinander ist rau, die Sprache so vulgär wie authentisch. Tina nennt Marlene eine Fotze, die Jungs spucken sich an, gegenseitiges Quälen dient der Machtdemonstration und der Selbstprofilierung.

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