„Sonic the Hedgehog“ von Jeff Fowler


Ikone einer Generation: Der blaue Sega-Igel Sonic. Foto: Paramount Pictures / Sega of America

Blauer Dunst

Der blaue Igel Sonic feierte 1991 sein 16-Bit Videospieldebut auf dem Sega Mega Drive und spaltet seither das Lager der Konsolenspielefans. Während Nintendos Klempner Mario auf Verspieltheit und Farbenfreude setzt, etabliert Segas Maskottchen Sonic Geschwindigkeit und Coolness. Im Gegensatz zu Mario, gilt es in den Videospielen nicht nur eine Prinzessin zu retten, sondern Sonics Heimatplaneten Mobius vor dem verrückten Wissenschaftler Dr. Ivo Robotnik zu bewahren, der mit monströsen Maschinen die ganze Welt zerstören will, um alle tierischen Einwohner zu versklaven und alleiniger Herrscher zu werden. Dieser simple Plot hätte sich hervorragend für eine würdige Hommage an den blauen Flitzer mit roten Turnschuhen, der schneller als der Schall von Level zu Level rast, angeboten.

Fremd in dieser Welt

Unzählige Videospiele, einige TV-Serien und einen 2D-Animationsfilm später – und zwar genau 29 Jahre – erscheint nun „Sonic the Hedgehog“ (Regie: Jeff Fowler) als Live-Action Spielfilm. Sonics Planet wird von einem kriegslustigen Tiervolk attackiert. Noch in der Kinderschuhen steckend, wird der blaue Igel einmal quer durch alle Dimensionen geschickt, um auf der Erde Zuflucht zu finden. Hier hält er sich versteckt, beobachtet die Menschen und wächst in Einsamkeit zum Jugendlichen heran. Aus Versehen löst er durch seinen rasanten Laufstil eine Energiewelle aus, die einer kompletten Kleinstadt den Strom lahmlegt. Die Regierung beauftragt den durchgeknallten Dr. Robotnik (Jim Carrey) der mysteriösen Energiequelle auf die Schliche zu kommen. Die Jagd beginnt.
Sonic freundet sich mit Polizist Tom (James Marsden) und dessen Lebensgefährtin Maddie (Tika Sumpter) an, die ihm helfen Dr. Robotnik zu entkommen.


Die Autoren Patrick Casey und Josh Miller haben eine völlig neue Geschichte um den blauen Igel herum gesponnen und ihn in die Realwelt teleportiert. Dabei scheint die Handlung so, als hätte man die Figur ‚Sonic‘ nachträglich hinzugefügt. Zu einer harmonischen Fusion kommt es leider nie. Dialogszenen ziehen sich und die Action kommt zu kurz. Einzig die ausgeklügelten Zeitlupen-Sequenzen wirken imposant. Ein Film der Tempo bewirbt, erliegt seinem eigenen Schnittrhythmus. Auch die Bedrohung, die von Dr. Robotik ausgehen soll, erzeugt zu keiner Zeit richtige Spannung. Es fehlt der Gigantismus der Videospielereihe.
Retrowelle – Kassenschlager
Nach dem jüngsten Kassenschlager „Pokémon Meisterdetektiv Pikachu“ (Regie: Rob Letterman, 2019) wird „Sonic the Hedgehog“ nicht die letzte Videospiel-Verfilmung sein, die sich auf melancholischer Besinnung in eine sorgenfreie Kindheit der 90er ausruht. Um den finanziellen Erfolg des Sonic Kinofilms vorab zu zementieren wird Influencer Julien Bam – 4,2 Millionen Abonnenten allein auf Instagram – Synchronstimme des Igels. Dafür hagelt es Kritik aus den Reihen der Fans, denn Marc Stachel ist Sonics eigentliche deutsche Synchronstimme der Videospiele. Im Film klopft der pubertierende blaue Igel einen platten Spruch nach dem anderen, dass es wahrscheinlich egal wäre, wer Sonic nun seine Stimme verleiht.
https://twitter.com/LETSPLAYmarkus/status/1163768070625792000

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