„Im Namen des …“ („W imie …“/ „In The Name Of …“) von Malgoska Szumowska


 Das ländliche Polen wird zum himmlischen Käfig. Foto: Berlinale

Das ländliche Polen wird zum himmlischen Käfig. Foto: Berlinale

Klischeefreie Nächstenliebe

Adam ist ein attraktiver, geselliger und intelligenter Mann im besten Alter. Außerdem ist er Pfarrer und schwul. Ein schwieriges Thema, dem sich die polnische Regisseurin Malgoska Szumowska in ihrem Berlinale-Beitrag „In The Name Of“ angenommen hat. Zumal sie den Pfarrer in das besonders konservativ-dörfliche Polen schickt und ihn dort schwererziehbare junge Männer betreuen lässt. Wer die Eskalation der Situation nun für vorprogrammiert hält, sieht sich zumindest anfänglich getäuscht. „In The Name Of“ hat Zeit. Nach und nach werden Adams Neigungen und seine Unzufriedenheit darüber deutlich. Er schläft nachts kaum, scheint eine Trinkervergangenheit zu haben. Die Avancen von Eva – der Ehefrau seines Kollegen – abzuweisen ist da noch die leichteste Übung. Auch wenn sie seine Worte „Ich bin bereits vergeben“ sicherlich falsch interpretiert hat. Denn längst ist der wortkarge Junge Łukasz in sein Leben getreten und Adam empfindet offensichtlich mehr als väterliche Freundschaft für ihn.

Passend zum verschneeregneten Berlinale-Wetter wagt sich Malgoska Szumowska auf dünnes Eis. Nicht, weil Homosexualität, Zölibat und Katholizismus beleuchtet werden. Diese Themenwahl ist auf der Berlinale geradezu ein alter Hut. Riskant sind die Themen, weil sie nach wie vor selten klischeefrei und authentisch inszeniert werden. Dies ist der Regisseurin eindrucksvoll gelungen. Adam ist (anders als manche Inhaltsangaben verkündeten) eben nicht einfach nur Pfarrer geworden, um seine Homosexualität zu unterdrücken. Er macht seine Arbeit gut und gerne, sein Katholizismus ist keineswegs aufgesetzt. Zudem sieht er sich einem zwar äußerlich homophoben, innerlich jedoch ambivalenten Umfeld entgegen. Auch unter den Jungs gibt es Zuneigung und der konservative Gemeindearbeiter verurteilt ihn nicht, als er Adams Vorlieben erkennt. Sogar die biblische Anspielungen, wie die ausbleibende Liaison zwischen Adam und Eva, fühlen sich kein bisschen aufgesetzt an, sondern verleihen dem Film Tiefe. Dass Łukasz‘ äußerlich Jesus Christus ähnelt, könnte hingegen auch dem Zufall, beziehungsweise dem archaischen Frisurengeschmack des Darstellers Mateusz Kościukiewicz geschuldet sein. Trotzdem entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass sich unser Pfarrer Adam in einen wiedergeborenen polnischen Dorfjesus verliebt.

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