„Wir – Der Sommer, als wir unsere Röcke hoben und die Welt gegen die Wand fuhr“ von René Eller


Regisseur René Eller provoziert mit seiner Bestsellerverfilmung „Wir – Der Sommer, als wir unsere Röcke hoben und die Welt gegen die Wand fuhr“. Foto: Lotte van Raalte

Sex ohne Intimität

Aus den Niederlanden kommt mit „Wij“, „Wir – Der Sommer, als wir unsere Röcke hoben und die Welt gegen die Wand fuhr“, ein anspruchsvoll fotografierter Film, der an wahren Ereignissen, von abstoßendem Inhalt, angelehnt ist und den Zuschauer verstört hinterlässt. Dabei wirken nicht nur die expliziten, harten Bilder, sondern insbesondere der Schnitt und das schnelle Erzähltempo als effektiver Schlag in die Magengrube. René Ellers erster Spielfilm, dessen Erfahrung als Regisseur von Werbefilmen und Musikvideos eindeutig abfärbt, feierte erst in Oldenburg seine Welt- und nun in Busan seine Asienpremiere.

Bevor überhaupt klar wird, in welche Richtung sich der Film entwickelt, entsteht anfänglich die Illusion, hier würde von einer sommerlichen Idylle um eine Gruppe Freunde erzählt, die an der niederländisch-belgischen Grenze ihren jugendlichen Träumen nachgeht. Mit süßlicher Musik untermalt und in warmen Farben stellt eine Stimme aus dem Off die Protagonisten liebevoll vor, die Sonnenstrahlen um ihre Köpfe wirken wie verschwommene Heiligenscheine. So führt Eller seine Charaktere ein und damit den Zuschauer vor, denn hinter den tatsächlich engelsgleichen Gesichtern versteckt sich kriminelles, durchtriebenes und pervertiertes Potenzial.

Im Keller einer der Eltern, alle stammen aus guten oder zumindest stabilen Familienverhältnissen, richten die Freunde, getarnt als Schulprojekt, ein professionelles Aufnahmestudio ein, das ihnen für die Produktion von Pornofilmen dient. Die Videos und Bilder verkaufen sie gewinnbringend. Akteure dabei sind sie selbst, miteinander und voreinander. Hier spart Eller nichts aus. Die Szenen nehmen einen dominanten Platz in seinem Film ein. Dies nun als mutig oder authentisch zu bezeichnen, fällt schwer, sie sind in erster Linie willentlich schockierend, abstoßend und schließlich einzig als voyeuristisch zu definieren.

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