1. Woche der Kritik in Berlin

Neue Impulse für Film und Kritik


plakat_A3_final_webVom 5. bis 12. Februar 2015 findet in Berlin neben der Berlinale die erste Woche der Kritik statt. Organisiert durch den Verband der deutschen Filmkritik präsentiert die Veranstaltung an sieben Abenden Filme internationaler Autoren, die eine große thematische Bandbreite bedienen.

Die Vorbilder der „Woche der Kritik“ sind die „semaine de la critique“ in Cannes und die „settimana della critica“ in Venedig und Locarno. Diese stehen jeweils in engem Bezug zu den publikumswirksamen jährlichen Filmfestivals der genannten Städte. In Cannes besteht die „semaine“ seit 1962, in Venedig seit 1984 und Locarno seit 1990. Es handelt sich hierbei um längst etablierte Foren, die nicht nur vom Fachpublikum wegen ihrer kritischen Auseinandersetzung mit dem Medium Film geschätzt werden. Sie gelten als regelrechte Institutionen, teilweise weit mehr als die eigentlichen Filmfestivals, wenn es um die Entdeckung neuer Talente geht. Filmautoren wie Otar Iosseliani, Alejandro González Iñárritu, François Ozon und viele andere, die heute weltweit gefeiert werden, hatten unter anderem hier ihre ersten Auftritte. Diese Wochen der Kritik leisten insofern eine Pionierarbeit für die Förderung von Nachwuchsautoren, als sie sich auch für ganz frühe Arbeiten in der Karriere eines Filmemachers interessieren. Die Berücksichtigung von Kurzfilmen und mittellangen Filmen spielt dabei eine wichtige Rolle. Diesbezüglich verfolgen die bereits bestehenden „Wochen“ in Cannes, Venedig und Locarno eine gemeinsame Richtung. Locarno unterscheidet sich dabei von den anderen Stätten durch seinen Schwerpunkt auf den Dokumentarfilm.

WocheDerKritik_Square_swEine marktunabhängige Auswahl

Wesentlich am Konzept der „Wochen“ ist es, dass durch die Zusammenstellung eines eigenen Programms möglichst eine marktunabhängige Auswahl getroffen werden soll. Diesem Prinzip verschreibt sich auch die „Woche der Kritik“ in Berlin. Unter der Leitung von Frédéric Jaeger, Chefredakteur von critic.de, Filmwissenschafter und Experte für den jungen französischen und deutschen Film, steht die erste Ausgabe der „Woche“ ganz im Licht der Debatte. Sie konzentriert sich nicht auf die Entdeckung von Erstlingswerken oder will sich auf einem bestimmten Gebiet, wie dem Dokumentarfilm, profilieren, sondern stellt den Diskurs in den Vordergrund, bei dem das Publikum allen Hintergrunds gefragt ist.

Die „Woche der Kritik“ will neue Impulse geben, die den Blick auf die Filmkritik schärfen sollen. Diese ist, folgt man dem „Flugblatt für aktivistische Filmkritik“, zu einer Dienstleistung reduziert worden, der es an Selbstwustsein und Unabhängigkeit fehle. Die Bedingungen des Marktes hätten zu einer Reihe von Kompromissen und zur weitgehenden Aufgabe des kritischen Diskurses geführt. „Sie (Die Kritik) muss ihren passiven Pragmatismus überwinden und den Aktivismus für sich wiederentdecken.“ (Hier das komplette Flugblatt…)

Fragen der Asylpolitik und des Fremdseins

Diesem Appell soll nun versuchsweise zum ersten Mal im Rahmen eines elf Filme beinhaltenden Programms nachgegangen werden. Die Filme sind sieben Themen zugeordnet: Aktivismus, Genre, Widerstand, Lust, Provokation, Status und Kontroverse. Den Auftakt machen ein französischer und US-amerikanischer Film, „Brûle la mer“ („Verbrenne das Meer„) von Nathalie Nambot und Maki Berchache sowie „Transformers: The Premake – A Desktop Documentary“ nach einer Idee von Kevin B. Lee, die die Diskussion über Politik und Film anregen sollen. „Brûle la mer“ wird in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung präsentiert und soll die Diskussion auf Fragen der Asylpolitik und des Fremdseins lenken. Eingeladen sind zudem die Publizistin Meyl Kiyak und die Schriftstellerin Olga Grjansnowa.

Vertreten sind neben Frankreich und den USA auch Kanada mit Bernard Edmonds „Le journal d’un vieil homme“ („Das Tagebuch eines alten Mannes„), der auf der „Woche der Kritik“ Weltpremiere feiert. Aus Deutschland stammen drei Filme: „Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande“ von Youdid Kahveci, „Die Lügen der Sieger“ von Christoph Hochhäusler und „Man müsste Räuber sein oder zumindest Sprengmeister“ des Schweizer Jan Bachmann. Südostasien bildet einen gewissen Schwerpunkt im Programm. In der Rubrik „Genre“ läuft die philippinische Produktion „On the Job“ von Erik Matti; unter der Überschrift „Lust“ Johnnie Tos „Don’t Go Breaking My Heart“ und „Don’t Go Breaking My Heart 2“ aus China, ein sentimentales Liebesdrama; der Bedeutung von „Status“ schließlich widmet sich der südkoreanischen Film „Revivre“ („Hwajang„) von Im Kwon-taek, der Deutschlandpremiere feiert.

Teresa Vena

Die Woche der Kritik findet vom 5. bis 12. Februar 2015 im Hackesche Höfe Kino statt und wird organisiert vom Verband der deutschen Filmkritik in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung.
Leitung: Frédéric Jaeger, Programm: Dunja Bialas, Lukas Foerster, Frédéric Jaeger, Michael Kienzle, Dennis Vetter, Patrick Wildermann (Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin),

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