Filmreihe: “Zur Geschichte des Western-Genres” im Arsenal


Filmszene: "Rio Bravo"

Filmszene: "Rio Bravo"

Once Upon a Time in the West. Zur Geschichte des Western-Genres

Das Mißfallen des Einzelnen in einer Welt der Etikette, des seralisierten Alltags und die Einsicht, dass wenig auf der Welt von wirklicher Bedeutung ist, rufen uns ein Genre ins Gedächtnis, dass seit einiger Zeit ein kleines Revival feiert – der Western. Gut 50 Jahre machte er rund ein Viertel aller in Hollywood entstandener Filme aus. Nun beschert uns das Kino Arsenal vom 8. Juni bis 31. Juli ein üppiges Potpourri der wichtigsten Streifen aus dem cineastischen Raum, dessen räumliche Determinanten einzig die Staub- und die Blutwolke stellen. Der Filmkritiker Bert Rebhandl wird am 8.Juni das Programm mit Howard Hawks Genreklassiker „Rio Bravo“ eröffnen.

Aus filmtechnischer Sicht ist der Streifen deshalb so interessant, weil er mit dem genretypischen Close-Ups sehr sparsam umgeht. Genau genommen sind es nur drei. In diesen drei Szenen wird das Inventar des harten Mannes präsentiert: Waffen, Schnaps und Tabak. Das Spannen der Erwartungen ohne in eine milchige, undefinierbare Grube zu fallen, nennen wir sie ruhig Leere, gewährt uns einzig und allein das sich ständig wiederholende musikalische Grundthema „El Degüello“ von Dimitri Tiomkin. John Wayne sollte ab diesem Tag den Beinamen „The Duke“ bekommen. Selbstsicher, in sich ruhend, leicht unterkühlt und sich seiner Stärken und Schwächen bewusst, gibt er mit seiner Interpretation des John T. Chance das Gegenstück zu Fred Zinnemans „Zwöf Uhr Mittags„. „High Noon„, so der Originaltitel, ist sensibler, introvertierter, düsterer, aber noch amerikanisch. Es ist die Geschichte eines Sheriffs, der sich nach seiner Amtszeit einem Banditen und dessen Lakaien stellen muss – und niemand will ihm helfen. So klopft Gary Cooper als Marshall WIll Kane in Echtzeit vergeblich an jede Tür. Ein des Tötens müder Held auf der Suche nach Beistand, der sich einer Melange von Selbstzweck, Angst und Gleichgültigkeit ausgesetzt sieht und am Ende trotzdem kämpft, da er aus Selbsterhaltungstrieb kämpfen muss.

Gary Cooper als Marshal Will Kane

Gary Cooper als Marshal Will Kane

Während in den meisten Western genussvoll herumgeballert wird, ist in „Zwölf Uhr Mittags“ Gewalt nicht das Allheilmittel, sondern ein aufgenötigtes Übel. Der Tensionsaufbau ist so einfach wie unglaublich effektiv. In den letzten zehn Minuten wird kaum noch geredet, aber selbstredend gibt es einen Showdown. Während der amerikanische Western moralische Lehrstücke über Courage, Selbstfindung und menschlichen Anstand in seinen besten Momenten griffig verpackt, breitet sein italienischer Bruder Feigheit, Selbstgerechtigkeit und unmenschliches Zweckdenken mit einer grotesken Genugtuung aus. Es sollte jedoch ein Amerikaner werden, der mit dem Italo-Western seinen internationalen Durchbruch schaffte – Clint Eastwood. Im letzten Teil der Dollar-Triologie „The Good, the Bad and the Ugly “ mimt er einen der drei Revolverhelden, die sich bei einer dreistündigen Tour de Force auf die Suche nach einem Schatz machen.

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