„Der Samurai“ von Till Kleinert


Ein namenloser Fremder, bewaffnet mit einem Samuraischwert, zerstört das brandenburgische Dorfidyll. Foto: Emi Maria Bohacek, Edition Salzgeber

Ein namenloser Fremder, bewaffnet mit einem Samuraischwert, zerstört das brandenburgische Dorfidyll. Foto: Emi Maria Bohacek, Edition Salzgeber

Sexy Metzeln in der Provinz

Es ist Nacht in einem verschlafenen brandenburgischen Kuhkaff nahe der polnischen Grenze. Der junge Polizist Jakob, der sich bei seinen halbstarken Altersgenossen wenig Respekt und Beliebtheit erfreut, kehrt kurz vor Feierabend noch einmal in die Dienststelle zurück. Dort wartet ein längliches Paket auf ihn. Absender unbekannt. Jakob nimmt die Sendung mit nach Hause, wo er kurz darauf einen anonymen Anruf erhält. Die Stimme lockt ihn samt Paket zu einem heruntergekommenen Haus am Dorfrand, wo ein Wolf seine Kreise um das Gebäude zieht. Zittrig und eingeschüchtert öffnet Jakob die verzogene Eingangstür, erklimmt die morschen Stufen, öffnet eine weitere Tür und dort sitzt – Buffalo Bill aus „Das Schweigen der Lämmer„???

Ja, auf den ersten Blick sieht das tatsächlich so aus. Zumindest sitzt da ein Mann in einem weißen Kleid mit struppigen blonden Haaren und knallrotem Lippenstift, der versonnen in den Spiegel lächelt. Fehlt nur noch, dass im Hintergrund „Goodbye Horses“ von Q Lazzarus dudelt. Außerdem ist das Spielfilmdebüt „Der Samurai“ von Till Kleinert, wie die Homepage des Films zu berichten weiß, auch ein alptraumhafter Queer-Thriller.

Jetzt wird aber erstmal das Paket ausgepackt: Eine gigantische Machete. Ups. Der Mann in dem weißen Kleid kann damit auch hervorragend umgehen. Also lieber nichts wie weg hier. Aber irgendwie scheint er es gar nicht auf den jungen Polizisten abgesehen zu haben. Vielmehr ist Jakob derjenige, der ihn jagt und seinem Geheimnis auf die Spur kommen will.

Der Samurai“ ist, wie Kleinert selbst sagt, eine „übersteuerte Coming-Out-Erzählung“ und eine „lustvolle Befreiungs- und Rachefantasie“. Das Queere repräsentiert hier also das Unterdrückte, Bestialische in uns selbst und offenbart sich nun in einer außer Kontrolle geratenen Transe, die inzwischen mit ihrer Machete die Vorgärten der Dorfidylle bearbeitet. Gleichzeitig ist sie aber auch das Anti- und Spiegelbild für die Figur Jakob, was besser funktionieren könnte, wäre diese in ihrer Understatement-Waschlappen-Attitüde etwas konkreter ausgearbeitet worden.

1 2