„Winterregen“ von Lorenzo Gandolfo (Mrz 2020)



Wie wurde der Film gedreht?
Es gibt einen Making-Of-Film auf meiner Vimeo-Seite, der zeigt ziemlich gut, wie das ganze Shooting gelaufen ist. Aus heutiger Sicht betrachtet haben wir einen richtig beeindruckenden Job gemacht, damals vor vier Jahren. Wir hatten zehn Tage Vorproduktion, jede*r hat 400 Euro in den Pott geworfen und wir haben losgelegt. Die Innenaufnahmen sind meist in unseren eigenen Wohnungen entstanden, das Kinderzimmer ist ein Pflegeheim, in dem wir zwei Stunden filmen durften und die Außenaufnahmen sind allesamt guerillamäßig entstanden. Die technischen Details: Wir haben mit einer Blackmagic Cinema gedreht, meist mit alten russischen Objektiven und mit 6 C-Stands, vier Lampen und Licht der Locations. Unser Dolly bestand aus PVC-Röhren und zwei zusammengeschraubten Skateboards. Unsere Tonangel war der Stiel von einem Schrubber an dessen Ende ein Mikrofon geklebt wurde – es war verrückt! Wir hatten vier Drehtage. Die Postproduktion hat sechs Monate gebraucht. Aber wir haben es geschafft, die Musik für den Film komponiert zu bekommen, das Color-Grading hat Arri Media umsonst gemacht und das Sound-Design kam von Emil Morgenstern, was die Fertigstellung des Films gerettet hat.

Und wie war die Arbeit an „Winterregen„?
Das war hart. Ich hatte mit Elisa Daniel eine großartige Produktionsassistentin, die mich enorm unterstützt hat. Es war eine aufreibende aber sehr hingebungsvolle und liebevolle Atmosphäre am Set, fröhlich und abenteuerlustig. Man muss bedenken, wir waren wirklich in ständigem Stress. Weil jeder Ort, die Statist*innen und jede technische Besonderheit nur für wenige Stunden gebucht war. Deshalb war alles mit den Kindern ein Albtraum, weil die sich ihre Zeit nehmen und wir keine hatten. Außerdem waren es lange Tage, 15 bis 18 Stunden. Besonders David und ich haben überhaupt nicht geschlafen. Aber alle haben ihren Teil beigetragen. Ich muss sagen, ich war für diese vier Tage in einer Art Trancezustand. Ich erinnere mich daran, wie an einen Traum.

Wo war der Film bislang zu sehen und wo kann man in in Zukunft sehen?
Es gab 2017 eine Premierenvorstellung und ein paar öffentliche Screenings, zum Beispiel eine bei Achtung Berlin mit gutem, aber seltsamen Feedback. Ein paar weitere Festivalauswahlen, wie das Inshorts Filmfestival in Johannesburg (Südafrika), aber nichts wirklich aufregendes, um ehrlich zu sein. Vielleicht haben die neueren Filme ein größeres Echo.

Wie bist du zum Filmemachen gekommen?
Das ist eine lange Geschichte. Kurz gesagt: Ich habe mit sieben Jahren in Tokio angefangen, Ballett zu tanzen. Als ich nach Wien zog, wurde ich vom Wiener Opernballett aufgenommen, welches mir erlaubte, mich bei einer Modelagentur anzumelden. So habe ich meine ersten Erfahrungen mit einer Kamera gemacht. Zurück in meiner Geburtsstadt Paris kam ich zu einer besseren Agentur und hab‘ mich mit dem Creative Director einer Werbefirma (BETC Euro RSCG) angefreundet, bei der ich ein Sommerpraktikum machen konnte. Im folgenden Sommer habe ich für Quad, eine Produktionsfirma von Werbefilmen, gearbeitet. Dort gab es auch eine Abteilung für Feature-Film, wo ich ein bisschen reinschnuppern konnte. Im Sommer darauf habe ich ein Praktikum bei Iconoclast gemacht, wo ich einen großartigen Einblick in die Arbeit der Top-Regisseure im Bereich Werbung bekam. Nach meinem High-School-Abschluss bin ich nach Berlin gegangen und habe angefangen, Regie zu führen.

Sind neue Projekte in Planung?
Für zwei Kurzfilme „Zurück in den Westen“ und „Jazzelle„, versuche ich gerade, Premieren auf einem A-Festival zu bekommen. Zwei weitere, „Alfabeto Nocturno“ und „Stilles Bellen„, sind noch in der Postproduktion. „Kismet“ ist ein neuer halbstündiger Kurzfilm, an dem ich gerade schreibe und der im Juni 2020 gedreht werden soll.

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