Retrospektive “LaBruce” im Kino Arsenal


Filmszene: The Raspberry Reich

Vom 15. bis 27. Juli widmet das Kino Arsenal mit „LaBruce“ dem kanadischen Regisseur Bruce LaBruce eine Retrospektive. LaBruce, in den 1980ern Herausgeber des ersten schwulen Punkfanzines J.D.s, zählt zu den Wegbereitern der New-Queer-Cinema-Bewegung, die sich Anfang der 90er Jahre in Nordamerika entwickelte. Zombies, Skins, Punks, Marxismus, Hustler, Pornostars und Revolutionärinnen – seine Filme setzen sich bis heute über Genregrenzen hinweg und siedeln irgendwo zwischen Kunst und Pornografie, Film und Politik.

Zur Eröffnung der Retrospektive am 15. Juli um 20 Uhr zeigt das Arsenal neben frühen Super-8-Filmen aus den 1980er Jahren auch jüngere Videos – darunter eine Arbeit, die 2009 für die Theaterproduktion The Bad Breast (HAU / Hebbel am Ufer) mit Susanne Sachsse und Vaginal Davis entstand. Beide sind neben Bruce LaBruce zu Gast. Moderieren wird der Eröffnungsabend von Marc Siegel. Sein jüngster Film L.A. Zombie (2010) feierte in diesem Jahr seine internationale Premiere in Locarno. Unter der Überschrift „Lacan vs Jung; ‚Judy‘ LaBruce Fucks the Dead … Live!“ spricht Tim Blue (CHEAP) am 16.7. mit LaBruce anhand von Ausschnitten und anderen Filmbeispielen über Zombies.

Filmprogramm

17. Juli; 21 Uhr NO SKIN OFF MY ASS (1991) LaBruce spielt selbst einen schwulen Punkfriseur. Der Film, der als Verlängerung des queeren Punkfanzines gelten kann, basiert auf Robert Altmans Psychothriller That Cold Day in the Park (1969).

19. Juli; 20 Uhr SUPER 8 ½ (1994.) Der Titel zum Film stammt von Federico Fellinis „Otto e mezzo“ (I / F 1963). „Aus diesem klassischen Kunstfilm entleiht LaBruce die Fassade der Pseudo-Autobiografie eines Regisseurs, der damit kämpft, einen Film fertig zu stellen und währenddessen mit seinen Fantasien konfrontiert ist.“ (Marc Siegel)

21. Juli; 20 Uhr HUSTLER WHITE (1996) In seinem ersten Farbfilm mit echten Pornodarstellern, aber weniger explizit, spielt LaBruce selbst den „überaffektierten europäischen Jürgen Anger, der nach Hollywood gekommen ist, um über die Geschichte des Straßenstrichs am Santa Monica Boulevard zu forschen.“ (Marc Siegel)

23. Juli; 21 Uhr SKIN FLICK (1999/2000) Ein Film über radikale Skins, die in London ein „mixed race bourgeois gay couple“ terrorisieren, war einer der umstrittensten Filme von LaBruce. Er löste viel Unbehagen aus und wurde genau dafür gleichermaßen gelobt.

26. Juli, 20 Uhr THE RASPBERRY REICH (2004) Im Film vereint LaBruce als Abenteuerromantik entlarvten Terrorismus in der 6. Generation mit queerer Pornografie. Susanne Sachsse darin als Gudrun: „There will be no revolution without sexual revolution! But, there will be no sexual revolution without homosexual revolution!“

27. Juli; 20 Uhr OTTO; OR, UP WITH DEAD PEOPLE (2008) Ein Zombie, der nicht nur der Hauptdarsteller in LaBruce‘ Film ist, sondern auch im Film-im-Film der lesbischen Filmemacherin Medea Yarn einen Untoten spielt. Beide Filme agitieren gegen eine Zombie-Gesellschaft, die von Krieg, Zerstörung, Hass und unbändigem Konsum geprägt ist.