Berliner Schauspielschule Preisträger beim Filmfest in Mannheim


Publikum kürt zwei Sieger

Regisseurin Sabrina Farji

Regisseurin Sabrina Farji

Hold om mig„, der vierte Film im Bunde, vom Dänen Kaspar Munk, widmet sich den neuen Gefahren, denen Kinder ausgesetzt sind. Er zeigt, am Beispiel von vier gewöhnlichen Kids einer gewöhnlichen Schule, wie die Dinge außer Kontrolle geraten können. Aus einer unglücklichen Verkettung von pubertärem Gehabe und Eifersucht treffen Kinder immer wieder falsche Entscheidungen. Aus einer simulierten Vergewaltigung im Klassenraum, die eine Schülerin filmt und mit den modernen Kommunikationskanälen verbreitet entsteht eine schicksalhafte Spirale, die gleich mehrere Opfer in die Tiefe reißt. Das erschütternde Drama gewann gleich zwei Preise: Den Ökumenischen Filmpreis, weil der Film den „Grundstein für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung legt„, wie es in der Jury-Begründung heißt und den Publikumspreis.

Diesen muss er sich allerdings mit Sabrina FarjiEva y Lola“ teilen. In dem wirklich starken Beitrag erzählt die argentinische Regisseurin über eines der Dramen ihres Landes: Den Kindern der „Verschwundenen“ während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983. Damals entführte das Regime Regierungskritiker und nahm deren Kinder und gab diese an kinderlose Militärs. Farji, die in Buenos Aires an der Uni als Drehbuch-Dozentin lehrt, widmet sich mit dem Film der Lebensgeschichte ihrer ehemaligen Studentin Victoria Grigera, mit der sie auch das Drehbuch schrieb. Sie beleuchtet darin das Schicksal dieser geraubten Kinder aus mehreren Perspektiven, vor allem aber anhand der beiden Freundinnen Eva und Lola. Während Eva (Celeste Cid) um das Schicksal ihrer Eltern, die in diesen dunklen Tagen umkamen, weiß, muss sich Lola (gespielt von Emme) ihrer eigenen Geschichte stellen, als alle Indizien dafür sprechen, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater, sondern ein berüchtigter Folterer zu der Zeit war.

Hier der Trailer zum Film:

Der erste der Preise, der in den Festwochen vergeben wurde, ging nach Berlin. Am ersten Festival-Wochenende ehrten Kötz & Co. die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ aus Berlin mit dem Filmkulturpreis Mannheim-Heidelberg 2010. Dazu Festivaldirektor Dr. Michael Kötz:
Diese deutsche Schauspielschule von Weltruf, ist nicht nur wie ein Spiegel der jüngeren deutschen Geschichte, durch die sie sich quasi hindurch schlagen musste, sie hat wie wenige andere Schulen es fertig gebracht, sowohl eine erfolgreiche Breitenwirkung in der deutschen Schauspielszene aufzuweisen wie zugleich eine stolze Liste heutiger Schauspielstars, die hier dereinst zur Schule gingen. Sie ist deshalb auch ein unverzichtbar wichtiger Teil der deutschen Filmkultur.

IFFMH 2010_Filmkulturpreis

IFFMH 2010_Filmkulturpreis


Die Ernst Busch-Absolventen Karoline Herfuth und Felix Klare, nahmen den Preis gemeinsam mit Prof. Margarete Schuler entgegen. Sie empfangen ihn damit stellvertretend für eine Schauspielerriege mit Größen wie August Diehl, Michael Gwisdek, Fritzi Haberland, Corinna Harfouch, Nina Hoss, Henry Hübchen, Julia Jentsch, Jan Josef Liefers oder Devid Striesow.

Bei all den vergebenen Auszeichnungen, soll abschließend die besondere Leistung des Mannheim-Heidelberger Filmfestes hervorgehoben sein, die die Tage so bemerkenswert macht: Die Gastgeber erschaffen – wie übrigens auch beim ebenfalls von ihnen organisierten Festival des deutschen Films in Ludwigshafen – eine besondere Festivalatmosphäre, die neben den toll kuratierten Filmen vor allem deren Macher in den Mittelpunkt stellt, wenn diese sich bei den in der Regel sehr kompetent vorbereiteten Filmgesprächen ihrem Publikum stellen. Diese befördern einen vitalen Austausch über Film und Filmkunst, von dem alle Beteiligten profitieren.

Denis Demmerle

Bei Schnitt.de findet sich der Festivalbericht „Im Zelt um die Welt“ von Kirsten Kieninger.
Auf der Website des Festivals findet ihr hier eine Übersicht mit allen Preisträgern.

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