Festivalbericht: Around The World in 14 Films


Filmszene: "Green Wave"

Filmszene: "Green Wave"

Ahadi widmet sich in „Green Wave“ dem Iran, dem Land seiner Eltern. Er dokumentiert die Aktionen der Initiatoren der „Grüne Revolution„, die sich als Unterstützer des gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Mir Hossein Mussawi erfolglos gegen Mahmud Ahmadinedschad stellten, und zeigt die Repressionen, die sie erleiden müssen. In seinem dramatischen Werk, verarbeitet er Blog-Posts, Youtube-Handy-Videos und Twitter-Beiträge, um seine animierten Figuren wahre, grauenhafte Geschichten aus dem Iran erzählen zu lassen, wo „die Gefängnisse voll sind, mit Andersdenkenden“, wie er im Publikumsgespräch nach Filmende berichtet. Eine heikle Angelegenheit für den Regisseur: In seine Heimat dürfe er „nicht mehr reisen“, da ihn Teheran „als flüchtigen Kontrarevolutionär bezeichnet“. 80 wichtige Minuten, wie auch die Schauspielerin Pegah Ferydoni, die einer seiner animierten Figuren als Vorbild diente, unterstreicht. Neben Ahadi spricht sie von „einem heiklen, berührendem Film“.

Ein Urteil, dem sich auch die Jury des Intercultural Film Award, dem Preis, den das Festival seit dem letzten Jahr vergibt, anschließt. Bestehend aus der Filmkritikerin Cristina Nord (taz), der Politologin Nasrin Bassiri und dem deutsch-algerischen Schauspieler Mehdi Nebbouer wähnten die Juroren den Beitrag lobend, weil er „die Menschenrechtsfragen globalisiert“ und „die bitteren Ereignisse der letzten Jahre im Iran in ästhetische wie authentische Bilder“ übersetze. Nachfolger für Warwick ThorntonsSamson & Delilah”, der im letzten Jahr gewann, wurde aber „Mundane History“ von Anocha Suwichakornpong aus Thailand, weil es der Regisseurin mit ihrem Film gelänge, „die Welt durch die Augen einer anderen Kultur neu zu betrachten.“ Womit die Juroren in Person von Mehdi Nebbou zu Pelin Esmer und ihrem hinreißenden „10 To 11“ überleiteten, indem der „eindeutig beste Hauptdarsteller des Festivals“ zu sehen sei. Ein Lob, das Esmer auf dem kurzen Dienstweg weitergeben kann, der Gelobte ist niemand geringerer als der Onkel der Regisseurin, deren „erster Film schon eine Doku mit ihm war“, wie sie erzählt und der sie nun wieder inspirierte. Sie beschreibt ihre Heimatstadt Istanbul, indem sie zwei ungleiche Bewohner eines Wohnhauses porträtiert: Den Hausmeisters Ali und den alten Sammler Mithat. Deren Leben gerät aus den Fugen, als ihr Wohnhaus renoviert werden soll und der alte Mithat versucht mit Hilfe des einfachen Ali seine kleine Welt, in der er allerlei wunderliche Dinge sammelt und aufbewahrt, zu bewahren. Bernhard Karl und Around The World In 14 Films ist zu wünschen, dass sie auch im nächsten Jahr ihre Kollektion an Filmen, wie es wohl der alte Mithat sagen würde, dem Berliner Publikum ausstellen können.

Denis Demmerle

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