Filmreihe: Regie und Regiment
Retrospektive mit über 30 dokumentarischen Filmen aus acht Jahrzehnten deutscher Militärfilmproduktion.
Das Erkennen von Gut und Böse auf einen Blick ist eine der Meisterleistungen des gemeinen Spielfilms. Dabei produziert er fast gewohnheitsmäßig Bilder des Schreckens und formt eine passende Öffentlichkeit dazu. Die Fragen nach den Ursachen gewalttätigen Handelns werden dabei nicht selten verkürzt oder gar verstümmelt dargestellt. Die Retrospektive Regie und Regiment – Deutschland und das Militär in dokumentarischen Filmen 1914-1989 präsentiert vom 6. Januar bis zum 10. Februar im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museum in über 30 dokumentarischen Filmen mit militärischem Sujet ein Gegengewicht dazu. Von einer Einführung begleitet, werden dort die Überhöhung von Militär und Soldat, die Selbstdarstellung deutscher Streitkräfte sowie der Zusammenhang von Wirtschaft und Militär aus acht Jahrzehnten deutscher Militärfilmproduktion dediziert.
Der Schwerpunkt liegt hier bei den Werbe-, Lehr-, und Ausbildungsfilmen. Interna aus der NS-Zeit mit prosaischen Titeln wie „Gesundheitspflege in den warmen Ländern„, „Kamerad Pferd ist krank“ oder „Hunde mit der Meldekapsel“ unterbreiten sich neben Rekrutierungsstreifen wie etwa „Jungens wollen zur See“ und „Soldatenpflicht„. Unfreiwillig komisch dürfte das „Blitzmädel“ geraten. Da bis dahin fast ausschließlich die dröge Inszenierung von Vorschriften Thema des deutschen Militärfilms war, markiert „Snaiperi“ aus dem Jahre 1941 einen Wendepunkt in der Professionalisierung und ist damit besonders sehenswert. Außerdem wird eine stark propagandistische Version der homoerotischen Ulknudel „Männer gegen Panzer“ laufen, die systematisch versucht, feindlichen Panzern ihren Schrecken zu nehmen. Geschlechterrollen für den Ernstfall werden ebenso begutachtet wie die Wirkung einer Hungerblockade.
Irgendwo zwischen Quotenorientierung und Jubelarie kommen „Die ersten Schritte“ der Bundeswehr und „Studieren in Marineblau“ der NVA daher. Mit großer Sicherheit geben diese Dokumente Auskunft darüber, auf welche zeitgenössischen Ängste, Wünsche und Hoffnungen das Militär spekulierte. Die Filmreihe, die als eine Kooperation des Berliner Bundesarchiv-Filmarchivs und des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden entstand, wurde von Barabara Heinrich-Polte und Jan Kindlerkuratiert und wurde erstmals im Oktober 2010 auf dem 53. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm präsentiert.
Hier das komplette Programm der Retrospektive zum Download.
Text: Joris J.