Diffraktion im Stattbad Wedding
Ein beleuchtetes Hindernis ist der Kurzweil eines Lichtstrahl und der Aberration dessen Wellenform ausgesetzt: Taugt das in seiner Profanität für einen ästhetisch-technischen Umgang mit dem Medium Film? LaborBerlin e.V. möchte genau das im Stattbad Wedding vom 15. bis 19. Februar unter Beweis stellen. Unter dem Titel Diffraktion werden Filminstallationen im Rahmen einer Ausstellung, sowie Filme und Filmperformances präsentiert.
Digitale Spezialeffekte tauchen in Filmen paradoxerweise dann auf, wenn dem Publikum mehr Realität vermittelt werden soll. Dieser Hyperrealismus kann jedoch zu Abstumpfungserscheinungen führen und den Zuschauer effektsüchtig machen. Dabei vermittelt der analoge Film nicht nur ein höheres Maß an Sinnlichkeit, sondern ist darüber hinaus auch noch länger haltbar als die digitalen Bilderwelten. Die Qualität eines Films ist also nicht nur abhängig von seiner Grundidee, sondern auch von den verwendeten Materialien. Im Vordergrund bei der Diffraktion steht die leibhaftige Qualität des Aufgenommenen. Kurzform: Sujet egal, Hauptsache analog. Das könnte „33 american pies and one dancing cockroach“ des Anthropologen Juan David Monroy sein aber auch „The proof of the pudding – est à manger !“ von Irene Revolte. Mit Sicherheit darf man die Zeugin einer UFO-Landung in Belgien bewundern, in einem Streifen von Lucile Desamory mit dem Namen „Dark Matter„.
Kann man den Videofilm (und später die DVD) als Symbol eines Neo-Biedermeiertums sehen? Da die DVD letztendlich so determiniert ist, in einem DVD– Player zu enden und dieser wahrscheinlich in der beheizten Stube steht, wo man sich möglichst allein dem Selbstgekochten oder Chips mit Paprikageschmack ergibt und vor lauter Individualität ganz konform im Sessel zusammen sackt, ist das eine mögliche Gegebenheit. Jedenfalls möchte man die künstlerische Verwendung von normal bzw. Super-8- und 16mm-Filmen ausdrücklich als Gegenstück verstanden wissen. Die gezeigten Streifen von Labor e.V. sollen darum möglichst unabhängig, aber im Rahmen eines Kollektivs entstehen. Das klingt ein wenig nach Linkskitsch, kann aber bei einem so persönlichen Medium wie dem Autorenfilm zu spannenden Ergebnissen führen. Denn die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist eine Vorraussetzung, ebenso wie das Erlernte auszutauschen. Wer einen Videoprojektor mal aus nächster Nähe sehen möchte und das Geräusch bewundern will, dass sich beim Abspielen einer Rolle ergibt, dürfte im Stattbad Wedding sehr gut aufgehoben sein. Ein Happening garantiert mal ohne Buffet.
Text: Joris J.
Film Screening Freitag, 18. Februar, 20 Uhr, Eintritt 2 Euro; Film Performances / Party, Samstag, 19. Februar, 20 Uhr, Eintritt 4 Euro
Diffraktion 15. bis 19. Februar, http://laborberlin.wordpress.com