Retrospektive „Weltraumkino“ im Zeughaus


Filmszene: "Frau im Mond"

Filmszene: "Frau im Mond"

Der schweigende Stern“  startete am 26. Februar 1960 in die Kinos der DDR und ist einer der wenigen Filme der DEFA, die auch in der Bundesrepublik gezeigt wurden. Dort lief der Film allerdings unter dem Titel „Raumschiff Venus antwortet nicht„.  Und selbst in den für den sozialistischen Film im Grunde unerreichbaren amerikanischen Markt gelangte Maetzigs Film. Unter dem Titel „First Spaceship on Venus“ wurde eine auf 82 Minuten gekürzte Version in den USA und  Großbritannien aufgeführt. Mit einer neuen Filmmusik von Gordon Zahler  versehen, gilt Kurt Maetzigs Film als bemerkenswertes Beispiel dafür, wie der Kalte Krieg auch in die Filmwirtschaft hineinwirkte. Aus dem russischen Leiter der Mission, der mit seinem Team zur Venus geschickt wird, um rätselhaften Botschaften auf den Grund zu gehen, wurde ein Amerikaner, aus einem Polen ein Franzose. An Dialogen wurde für den englischsprachigen Markt alles entfernt, was sich um Hiroshima drehte und die Folgen einer nuklearen Katastrophe thematisierte.

Aber auch aus einem anderen Punkt ist Maetzigs Film von Interesse, knüpfte der Regisseur mit seiner Bildsprache doch an einen anderen wegweisenden Klassiker des Genres an:  Fritz Langs „Frau im Mond„. Dieser letzte Stummfilm des berühmten Regisseurs ist in der Art seiner Inszenierung bereits deutlich auf der Schwelle zum gesprochenen Wort anzutreffen, das hier noch durch eingeblendete Schrifttafeln ersetzt wird und gilt als Höhepunkt des „Raketenrummels“ der Weimarer Republik. Um seine Visionen so realistisch wie möglich zu gestalten, hatte Regisseur Fritz Lang die maßgeblichen Experten der frühen Weltraumbewegung als Berater engagiert, unter anderem Hermann Oberth, der Mitglied des späteren V2-Konstruktionsteams von Wernher von Braun war. An der Premiere im Berliner UFA-Palast am Zoo am 15. Oktober 1929 nahm sogar Nobelpreisträger Albert Einstein. Mit „Frau im Mond“ schuf Lang eine eigene, lange nachwirkende Bildsprache für die neuen extraterrestrischen Vorstellungswelten. Dennoch geht es ihm weniger um die technischen Details als vielmehr um innovative Ideen des damaligen Zeitgeistes, sowie die Gier nach Gold und Reichtum als menschliche Grundkonstante.

Martin Daßinnies

Fotos: Deutsche Kinemathek

Retrospektive Weltraumkino, 1. April bis 8. Mai, Zeughauskino, Programm unter www.dhm.de



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