Filmreihe: „Die Kunst der Lichtgestaltung“ im Arsenal


"Filmszene: "Der Himmel über Berlin"

"Filmszene: "Der Himmel über Berlin"

Lichtsetzer waren im klassischen Kino Spezialisten, die die Regeln ihrer Zunft in erster Linie dadurch festschrieben, dass das Filmmaterial anfangs gering empfindlich und die Optiken langsam waren. So kam es zur klassischen Ausleuchtung: Führung, Kante, Aufhellung. Da gab es wenig Spielraum. Dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis das Licht als grafisches Element in den Vordergrund der Überlegung eines Regisseurs trat. Von da an brauchte man nur abzuwarten, bis jemand auftauchte, der diese Überlegungen nicht nur meisterhaft umsetzte, sondern auch die Regeln der Beleuchtung mit großem Genuss brach – Stanley Kubrick. Sein Hauptwerk „2001: A Space Odyssey“ eröffnet zu Recht das Programm. Desweiteren wird es Friedrich Wilhelm Murnaus „Sunrise“ und „Der letzte Mann“ im Doppelpakt geben. Gerade „Der letzte Mann“ besticht durch den Kontrast der virtuosen impressionistischen Lichtdramaturgie des Kameramannes Karl Freund, der mit Lichtspielen und – kegeln der profanen Grausamkeit eines zum Toilettenmann degradierten Hotelportiers eine alptraumhafte Bildgewalt angedeihen lässt.

Flächiges Schwarz, harte Schatten, grobe Silhouetten – richtig, man bewegt sich in der Welt des Film Noir. Aus lichtgestaltungstechnischer Sicht nahmen es sich Regisseure und Kameramänner dieses Genres vor, die ganze Welt in ein Aufnahmestudio zu verwandeln. Garniert man das Ganze noch mit einem hervorragenden Drehbuch und der wunderschönen Abschlusszeile „Baby, I don´t care“ konnte eigentlich nur ein Meisterwerk wie „Out of the Past“ mit Robert Mitchum und Kirk Douglas in den Hauptrollen entstehen. Einen weiteren Evergreen der grafischen Lichtgestaltung gibt es am 11. und 12. Juni mit Wim Wenders´Der Himmel über Berlin„. Story und Licht gehen hier metaphysisch Hand in Hand. Achtziger Jahre Kitsch und Ein- wie zeisamkeitsschablonen gewinnen durch die Arbeit von Kameramann Henri Alekan an Tiefe, die sie so eigentlich nicht verdienen. Ob sich nun die Gestaltung des Lichtes in einem Film wie ein schmuckloser Rahmen um ein gutes Drehbuch legt oder durch die Nüchternheit das literarische Potential eines Filmes betont, durch Prätention zum Widerspruch reizt und so die Schwachstellen eines Drehbuches kaschiert, so kann diese Gestaltung auch der eigentliche Grund, der eigentliche Inhalt eines Filmes sein, der diesem kalten, bunten Fluss unvorhergesehene Formen entlockt, um einen Augenblick lang zu bezaubern. Und um wieder zu verschwinden.

Joris J.

„Die Kunst der Lichtgestaltung“ 1. bis 28 Juni, Kino Arsenal, www.arsenal-berlin.de

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