Festivalbericht: Festival des deutschen Films


Festival des deutschen Films, Foto: Norbert Bach

Festival des deutschen Films, Foto: Norbert Bach

Ob ein Film Weltkino sein mag oder eben doch „nur“ eine Fernsehproduktion, die den Weg auf die Leinwand findet, war schon im letzten Jahr eines der großen Themen des Festivals. So kommentiert Joachim Kurz in seinem Beitrag Im verflixten siebten Jahr – Ein Kommentar zum Start des 7. Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen auf kino-zeit.de die Positionierung von Kino und Fernsehen, wie sie das FddF betreibt, kritisch. Eine Diskussion in die in den Tagen am Rheinstrand einige Branchenvertreter einstimmten.

Eine klare Trennung von Fernsehen und Kino ist in Deutschland mit dem Fernsehen als größtem (Kino-)Filmförderer schwierig. Bleibt also das Kriterium Filmkunst, der sich das FddF mit seiner Ludwigshafener Position aus dem Gründungsjahr 2005 verschrien hat, wo es u.a. heißt „Wir wollen keine falschen, abgeschliffenen, seelenlosen, konfektionierten Filme, wir wollen sie authentisch, ungeglättet, leidenschaftlich und lebendig; wir wollen keine rosigen Filme – wir wollen sie rot wie das Blut und die Liebe.

Filmszene: "Dreileben - Etwas Besseres als den Tod"

Filmszene: "Dreileben - Etwas Besseres als den Tod"

Unstrittig und nichts weniger als konsequent also die Programmierung des überaus gelungenen Fernseh-Experiments „Dreileben“ der drei deutschen Meisterregisseure Graf, Petzold und Hochhäusler. Am Anfang des gemeinsamen Projekts stand eine Auseinandersetzung der drei Regisseure per Email, Ergebnis der Korrespondenz sind die drei eigenständigen, sich aber begegnenden Geschwisterfilme. Nur eine Randnotiz: Mit Petzolds „Dreileben – Etwas Besseres als den Tod“ wird nur einer der drei den Weg ins Kino finden. Bei anderen der gezeigten Filme fiel das Votum pro Filmkunst nicht so eindeutig aus.

Für den nötigen Festival-Glamour sorgten die beiden Galen des Festivals: Im Programm der „Lichtblicke“ fand sich der Eröffnungsfilm „Schenk mir dein Herz“ mit Peter Lohmeyer (als Schlagerstar) und der Musik-Legende Paul Kuhn in den Hauptrollen, die die Tage charmant begannen und die Verleihung Preis für Schauspielkunst mit dem Andrea Sawatzki für ihr künstlerisches Tun der vergangenen Jahre geehrt wurde. Die Aktrice war sichtlich gerührt von der ihr entgegen gebrachten Sympathie von Publikum und Veranstalter und fühle sich „aufgehoben und warm empfangen.“ Zufälligerweise nahm auch der ihr zu Ehren präsentierte (Fernseh-)Film „Das große Comeback“ ein ur-deutsches Kultur-Phänomen aufs Korn: Den Schlager.

Das Festival auf der Parkinsel des sommerlichen Ludwigshafen hat alles, um zu einem der Top-Festivals des Landes zu gehören. Dass die gezeigten Produktionen schon andernorts zu bewundern waren, stört beim Treffen der Jahrgangsbesten des deutschen Autorenfilms kaum. Das junge Filmfest in der Metropolregion, wie sich Ludwigshafen und seine Nachbarstädte Mannheim und Heidelberg gerne bezeichnen, punktet mit anderen Qualitäten. Fachlich mit einem sorgfältig kuratierten Programm, überaus kompetenten Filmgesprächen im Anschluss an die Vorführungen in den riesigen Kinozelten und atmosphärisch mit dem überraschend verträumten Ambiente am Rheinstrand der Arbeiterstadt. Ergebnis ist ein cineastisches Konzentrat, das Rückschlüsse auf die einheimische Filmszene erlaubt.

Denis Demmerle

7. Festival des deutschen Films
von 16. bis 26. Juni 2011 in Ludwigshafen

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