Festivalbericht: Webcuts.11


Filmszene: "Between Bears"

Filmszene: "Between Bears"

8-Bit Grafik und 16:9

Gestern, 31. Mai 2011, wurden im Rahmen der Webinale die Webcuts 11 im Babylon präsentiert. Aus 30 Ländern waren 170 Internet-Filme eingereicht worden. Unter den 24 Nominierten war Berlin allein mit sechs Beiträgen im Wettbewerb vertreten.

Pro Minute werden bei YouTube 35 Stunden Filmmaterial hochgeladen.  In der Dichotomie des alten (Fernsehen) und neuen (Internet) Mainstreams ist es nicht nur nicht leicht Aufmerksamkeit zu erzielen, sondern der Film mutiert als Medium zu einer Art Tapete.  Die Motivation dieser Filmemacher generiert sich selten über die Clickzahlen, doch eine gute Motivation ist eine Grundvoraussetzung für den kreativen Prozess. Dabei hat der Internetfilm das Potential traditionelle und eingefahrene Produktionsmuster zu sprengen. Doch um neue Räume zu erschließen, heißt es erst einmal fehleranfällig und schwach zu werden, denn nur so können die Ängste besiegt werden, die einen zurückhalten.

Was wäre ein Festival ohne Kategorien? Beginnen wir bei dem Schwerpunkt Dokumentation.  „39-A: Een Reisverhaal Van Eindeloos (A Travel Tale of Interminable) von Evan Mather ist eine Persiflage auf die zig Verschwörungsschmonzetten, die einen Zusammenhang zwischen den ägyptischen Pyramiden, Kuhblähungen und Kursschwankungen an der Börse entdeckt zu haben meinen. Kurzweilig, aber er endet mit einer gelungenen trockenen Pointe.  Jamie BenningsStar Wars Begins“ nötigt in 10 Minuten dem Wort banal eine völlig neue Dimension ab. Es ist allerdings nicht klar, ob das nun gewollt ist oder nicht, ob er nun Star Wars besonders schätzt oder eben nicht, ob er den Film aus Langeweile drehte oder aus kreativem Engagement.

Der Dokumentation artverwandt ist das Infotainment, eine weitere Festivalkategorie.  Oliver Prothero vermittelt in „The Secret Powers of Time“ mit Skizzenbuch und Daumenkino die Eigenheiten des sizilianischen Dialektes und das eine Zukunftsform – wie im Deutschen das Futur  – nicht existieren. Daraus ergeben sich natürlich gewaltige Kommunikationsschwierigkeiten auf beiden Seiten. Linguistisches Basiswissen wurde wohl selten so vergnüglich präsentiert.  „16:9 Full HD“ von Marion Pfaus nimmt sich den technischen Unterschieden des klassischen 4:3 Formats und dem gehypten 16:9 an und führt die Innovationsbessenheit und technische Naivität des Durchschnittsbenutzers elegant vor.

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