Filmreihe: Carl Andersen in den Tilsiter Lichtspielen


Filmszene: "The Ratman and his Muses"

Filmszene: "The Ratman and his Muses"

Der österreichische Berlin-und Beziehungs-Filmemacher Carl Andersen („Mondo Weirdo„, 1990) hatte in seinen letzten Filmen mit einem immer kleineren Budget und immer größeren Fertigstellungsproblemen zu kämpfen. Sein bislang letzter Film, die filmische Collage einer glücklosen Dreiecksbeziehung „Chien Fuck!„, gedreht 2006, wurde erst 2008 aufgeführt. Nun gibt es endlich ein neues Werk des eigenwilligen und gewöhnungsbedürftigen Regisseurs. Neben „The Ratman and his Muses“ (2011) werden in den Tilsiter Lichtspielen vom 16. bis 21. Juni drei weitere Filme des Österreichers gezeigt, Carl Andersen wird bei allen Filmen anwesend sein.

Der in Österreich geborene Filmemacher Carl Andersen ist bekannt für seine manchmal eigenwilligen, oftmals schmerzhaft ehrlichen Beobachtungen brüchiger Beziehungen und wilder sexueller Abenteuer. Besonders gerne porträtiert er Frauen, die keine Angst davor haben, ihre Meinung zu äußern, auch wenn das dem feministischen Blickwinkel manchmal widerspricht. Frauen, die sich nicht davor schrecken, böse, unbeliebt, traurig oder schlicht verloren zu sein. Andersen leuchtet die dunklen und destruktiven Seiten der menschlichen Natur aus und begibt sich an die Orte, wo Kommunikation kaum noch stattfindet und Menschen nicht immer funktionieren. Gleichzeitig erstaunt er mit Bildern voller Leidenschaft, Spaß und Lust am Abenteuer. Er spiegelt Ängste und Hoffnungen durch seine Charaktere und zeigt, dass das Leben magisch sein kann und jeder Moment, gut oder nicht, ein existentielle Köstlichkeit ist. Sein jüngster Film „The Ratman and his Muses“ (2011) handelt von einem Mann im momentanem Zweifel über sein Leben. Er begegnet seiner Muse in Gestalt eines jungen Mädchens, dessen Naivität und Frische seine verloren geglaubte Neugierde wieder erweckt – und ebenfalls seine Vision als Filmemacher. Er beginnt diese fragile Verbindung filmisch zu dokumentieren, wie auch seine subtilen Verführungsversuche.

Chien Fuck!“ (2006) dagegen ist eine filmische Collage um eine glücklose Dreiecksbeziehung und authentische Liebesgeschichten, die gleichzeitig traurig, brutal, komisch und berührend ist. „Lick an apple like a Pussy“ (2002) beobachtet die polnisch-schwedische Undergroundfilmerin Malga Kubiak (bekannt für ihre expliziten Porno-Film-Performances) beim fiktiven Casting für einen körperbetonten Kunstfilm. Die Schauspieler wehren sich gegen die sexuellen Zumutungen, die Regisseurin verzweifelt, die Kamera schaut Dogma-inspiriert dabei zu und sucht, wie in fast allen Filmen von Carl Andersen, nach einer Form.

Carl Andersen Filme in den Tilsiter Lichtspiele (Richard Sorge Straße 25a), 16. bis 21. Juni, www.tilsiter-lichtspiele.de