Interview: Kuratorin Kimiko Suda über Festivalförderung
Ein Filmfestival zu organisieren, ist alles andere als einfach. Vor allem Geldmittel zu aquirieren, fällt vielen Organisatoren schwer. Förderer müssen überzeugt und Sponsoren gefunden werden, denn die finanziellen Erträge sind selbst bei Filmfestivals, die ein großes Publikum anziehen, meist gering. Die zwangsläufigen Alternativen lauten Ehrenamtlichkeit und Enthusiasmus. Das International Comedy Festival Berlin hat dennoch vor kurzem gezeigt, wie man ein Festival durch Crowdfunding zumindest teilfinanzieren kann. Andere wie Kimiko Suda, Kuratorin des Asian Film Festival Berlin, gehen weiterhin den klassischen Weg und setzen auf staatliche Kultur- und Förderinstanzen oder Stiftungen. Wir haben Kimiko Suda, die noch mitten in der Planung der kommenden Festivalausgabe steckt, ein paar Fragen zum Thema gestellt.
Frau Suda, wie weit sind die Planungen für die kommende Festival-Ausgabe?
Wir sind gerade dabei, das Programm zu schließen. Es werden in dieser Ausgabe 26 Filme aus Vietnam, Thailand, Japan, Taiwan, Hongkong, Korea, Singapur, den USA (Asian Diaspora) im großen Kinosaal und auf weiteren Monitoren im Foyer des Haus der Kulturen der Welt (HKW) gezeigt. Das Datum steht auch bereits fest, 26. bis 30.Oktober 2011.
Das Festival ist 2007 unter dem Namen „Asian Women´s Film Festival Berlin“ gestartet, mit einem speziellen Fokus auf Arbeiten von Regisseurinnen. Warum nun ein Namenswechsel?
Wir wollen unsere Filmauswahl ausweiten und unser Festivalteam vergrößern.
Wie sieht das Konzept des neuen Festivals aus?
2007 war das International Women´s Film Festival Seoul (IWFFS) unser Vorbild. Inzwischen hat sich unsere inhaltliche Agenda stark durch die Frage nach der gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Repräsentation der asiatischen Diaspora erweitert. Wir schauen nun auch auf die Arbeitsweise und die Strategien der Asian Film Festivals in Vancouver, Los Angeles und San Diego.
Wird es weiterhin einen Fokus auf den feministischen Film aus Asien geben?
Es werden weiterhin viele Filme dabei sein, die Gender, Ethnizität und gesellschaftliche Machtverhältnisse aus kritischer Perspektive thematisieren, aber jetzt eben nicht mehr nur aus der Perspektive von Regisseurinnen.
Sie wollten die kommende Ausgabe ursprünglich durch Crowdfunding grundfinanzieren? Warum haben sie den Plan aufgegeben?
Wir haben seit unserer Gründung 2007 mit diversen halbstaatlichen Institutionen wie Stiftungen zusammengearbeitet und wollen das auch weiterhin machen, da es eine gute Möglichkeit ist, längerfristig mit verschiedenen Projekten zu kooperieren. Unser Kuratoren-Team arbeitet inzwischen über das Filmfestival hinaus auch im akademischen Bereich zusammen, etwa werden Workshops und Publikationen gemeinsam organisiert. Crowdfunding kann eine gute Ergänzung sein, unserer Erfahrung nach scheint es jedoch in Deutschland noch nicht so gut zu funktionieren, wie wir es von Bekannten aus den USA mitbekommen haben. Es ist auch einfach riskanter, da nicht vorhersehbar ist, welche Summe zusammenkommen wird.
Sie sind zum klassischen Förderprinzip zurückgekehrt. Wie genau sieht das aus?
Wir stellen für jede Ausgabe des Festivals Anträge bei Stiftungen, Botschaften, Kulturfonds, und versuchen parallel dazu von Fluggesellschaften und Hotels Unterstützung zu bekommen.
Hat diese Form von Finanzierung einen Vorteil?
Der Vorteil in der Kooperation mit Institutionen wie dem Goethe Institut Hongkong oder der Stiftung Umverteilen liegt für uns darin, dass sie auch ein Interesse daran haben, Filme zu fördern, die gesellschaftskritische und außergewöhnliche Perspektiven einnehmen. Und wie bereits erwähnt, gibt es des Öfteren die Möglichkeit über das Zeigen von Filmen hinaus zusammenzuarbeiten.
Wie schwer war es nun, die kommende Ausgabe zu finanzieren?
Es ist gerade für uns so gut wie unmöglich, Sponsoring aus der Wirtschaft zu bekommen, da die Wirtschaftskrise anscheinend immer noch Auswirkungen auf die Situation der asiatischen Firmen hat. Auch die Botschaften und die staatlichen Institutionen zur Filmförderung haben im Vergleich zu 2007 einen wesentlich kleineren Etat zur Verfügung. Das haben wir deutlich zu spüren bekommen. Es ist auf jeden Fall notwendig, sich alternative Strategien zu überlegen, um zukünftig eine nachhaltige Finanzierung des Festivals gewährleisten zu können.
Die Fragen stellte Martin Daßinnies
Asian Film Festival Berlin, 26. bis 30.Oktober 2011