Retrospektive: „Chaplin Complete“ im Babylon Mitte
„Der beste Filmtext ist: gar keiner.“ (Kurt Tucholsky)
Vom 15. Juli bis 7. August veranstaltet das Kino Babylon Mitte seine zweite Ausgabe des Stummfilmfestivals Berlin-Babylon, die in diesem Jahr dem großen Mimen und ersten Weltstar des Kinos, Charlie Chaplin, gewidmet ist. Anlass ist ein Jahrestag, der sich 2011 zum 80. Mal jährt: 1931 kam Charlie Chaplin kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Berlin, um für seinen neuen Film „City Lights“ („Lichter der Großstadt„, 1931) zu werben. Während ihn zehn Jahre zuvor, bei seinem ersten Besuch, niemand kannte, wurde er nun überschwänglich empfangen und von den Massen gefeiert. Als erstes Highlight zeigt das Festival am kommenden Freitag um 22 Uhr die Satire „The Great Dictator“ („Der große Diktator“, 1940) am Brandenburger Tor, dem Ort, der mit einem nächtlichen Fackelzug durch das Denkmal zum Symbol für Hitlers Machtübernahme wurde.
Fast 13 Jahre bot Charles Spencer Chaplin dem Tonfilm die Stirn. Obwohl sich die Talkies, wie sie genannt wurden, bereits in den 30er Jahren etabliert hatten und die Zuschauer in die Kinos strömten, um die neuen Filme zu sehen, gab er sein Kino nicht auf und produzierte mit „City Lights“ und „Modern Times“ („Moderne Zeiten„, 1936) noch zwei seiner erfolgreichsten Stummfilme, ohne seine Figur dem Wort preiszugeben, denn er fürchtete, der Tramp würde durch den Ton seinen Zauber einbüßen. Als er auf seiner Werbetour mit „City Lights“ durch Europa reist, um den Stummfilm auch hier weiter gegen die neuen Techniken zu verteidigen, macht er auch in Berlin Halt und wird von einer jubelnden Menge empfangen, wie die BZ im Jahr 1931 berichtet. Die Legende besagt, dass Charlie Chaplin im dichten Gedränge der jubelnden Masse, die ihn bis zum Hotel Adlon begleitete, wo er für die Zeit seines Aufenthaltes bei seinem Freund Lorenz Adlon verweilte, fast seine Hose verlor, da ihm jemand den Knopf von der Hose klaute.