EigenRegie Filmfest 2011 im Thalia Filmtheater Potsdam
Arbeit, Freizeit, Zwischenmenschliches
Wir leben in einer Gesellschaft, die vorgibt, zahllose Wahlmöglichkeiten für das eigene Leben bereitzuhalten. Doch selten war der mögliche Verlust sozialer Sicherheiten so groß: Bildungsabschlüsse garantieren keinen Arbeitsplatz mehr, die Rente zukünftiger Generationen gerät zum Mythos. Freundschaften können mit einem Klick beendet werden oder sie sind nur ein Account in einem beliebigen Social-Network. Kaum eine Generation war so frei in ihrer Wahl und zugleich so orientierungslos. Das EigenRegie Filmfest stellt sich vom 7. bis 9. September genau diesen Aspekten heutigen Lebens und präsentiert filmische Arbeiten, die kritisch auf unsere Gesellschaft schauen. Ernste bis satirische Spielfilme und Dokumentationen sowie ein Kurzfilmprogramm werfen ganz unterschiedliche Blicke auf unsere Alltagskultur und Formen der Selbstbestimmung. So beschäftigt sich Tatjana Turansky in ihrem Spielfilm „Eine flexible Frau“ mit der Frage nach der identitätsstiftenden Bedeutung von Arbeit.
Jonas Grosch formuliert mit seiner Komödie „Résiste! – Aufstand der Praktikanten“ einen bissigen Kommentar zur allgegenwärtigen Ausbeutung von Praktikanten, die oft nur aus ganz ökonomischen Überlegungen einen Übergangsjob in einem Unternehmen finden. Grosch setzt einem Unternehmer, der mit seiner Beratungsfirma für Praktikanten eine äußerst lukrative Marktlücke entdeckt hat, eine Linksaktivistin entgegen, die einen Aufstand unter den Ausgebeuteten zu organisieren sucht. In „Mein halbes Leben“ erzählt der Österreicher Mark Doringer aus seinem Leben als Dreißigjähriger. Er hat zwar seine Jugend hinter sich, das Erwachsensein scheint aber noch nicht begonnen zu haben. Ein Leerraum und ein Porträt einer Generation, das Züge eines Entwicklungsromanes trägt und ein Abbild der Generation „Praktikum“ zeigt.