Sechs Fragen an Gudrun Holz


Gudrun Holz

Gudrun Holz

Seit sieben Jahren gehört das Baltic Film Festival unter der Leitung von Gudrun Holz zum Kanon der erfolgreichen Filmfestivals in Berlin. Wir haben der Festivalorganisatorin kurz vor Beginn des Festival einige Fragen zur diesjährigen Ausgabe gestellt.

Täusche ich mich oder präsentiert das Baltic Film Festival in diesem Jahr ein sehr konzentriertes Programm?

Dein Eindruck stimmt insofern, als wir neben einigen unterhaltsamen Spielfilmen dieses Jahr im Programm den Focus auf die neuen starken und brisanten Dokumentarfilme legen. Zum Beispiel „homo@lv“ zur Situation der queeren Community in Lettland und der erste Film aus dem Baltikum zu diesem Thema. „Lobotomy“ befasst sich mit der manipulativen Rolle der russischen Massenmedien im georgisch-russischen Krieg,  „Dances for the Milky Way“ ist eine Dokumentation über das ethnografische Filmwerk Lennart Meris – des späteren ersten Präsidenten Estlands – während der 70er und 80er Jahre in der Sowjetunion. Wie die anderen Dokus im Program  sind das alles Filme zum Thema Menschenrechte bzw. künstlerische und politische Selbstbestimmung.

Ein Augenmerk legt das Baltic immer auf Animationsfilme der Region. Eine Vorliebe der Festivalleiterin oder passiert dort in diesem Bereich besonders viel?

Unser Animationsprogramm, das wir dieses Jahr sogar zweimal zeigen, ist eine exquisite Auswahl der Animationskunst. Besonders in Estland ist der Animationsfilm sehr stark und nach wie vor innovativ in Form und Thematik. Mit Mati Kütts „Sky Song“ haben wir ein Meisterwerk des Animationsfilms im Programm. Persönlich haben mich seit Beginn der kuratorischen Arbeit für das Festival gerade die Animationsfilme aus den baltische Staaten fasziniert, weil man gerade in der symbolischen Sprache der Animation viel über das Innenleben der Länder erfährt.

Wie funktioniert Filmförderung im Baltikum?

In Estland und Lettland spielen die Filminstitute eine tragende Rolle. Die Medienboards in den Ländern sind Ansprechpartner und es gibt natürlich die Möglichkeit der Förderung duch das Media-Programm, wie in allen europäischen Ländern. Die unabhängigen Produzenten in den baltischen Staaten haben in den vergangenen Jahren Erhebliches geleistet, um spannende und erfolgreiche Filmproduktionen möglich zu machen.

Das Festival hat seinen Platz im Berliner Filmfestival-Kanon gefunden. Wohin lässt sich das Festival weiter entwickeln?

Wir werden in den kommenden Jahren gemeinsam mit unseren Partnern noch stärker das Profil des Festivals als Meetingpoint für das intrnationale Filmbusiness schärfen, d.h. gezielt die Filmindustrie aus den baltischen Staaten präsentieren und eine Plattform für professionellen Austausch bieten.

Filmszene: "Sky Song"

Filmszene: "Sky Song"

Als Vorstand von Festiwelt, wie kann Dir der Festival Verein dabei helfen?

Festiwelt stärkt die Rolle der Filmfestivals im Veranstaltungskanon von Berlin insgesamt. Dies bringt auch unserem Festival mehr Sichtbarkeit und Publikumsinteresse. Uns geht es ja bei der Arbeit von Festiwelt auch um stabile Förder- und Finanzkonditionen für die Festivals im Netzwerk. Das ist für’s Baltic Film Festival Berlin genauso wichtig wie für alle anderen Festival.

Zum Abschluss: Welche Filme dieses Jahrgangs sollte dein Publikum auf keinen Fall verpassen?

Da empfehle ich unseren Eröffnungsfilm „The Snow Queen„, die lettische Gegenwartssatire „The Return of Seargant Lapins„, den lettischen Dokumentarfilm „Is it easy to be young?..After 20 Years“ und alle anderen Dokumentarfilme im diesjährigen Program.

Die Fragen stellte Denis Demmerle

Baltic Film Festival Berlin, 24. bis 29. September, Kino Babylon, www.www.balticfilmfestivalberlin.net