Shorts Attack im Babylon und Passage Kino

Zipfelmützen und Schweinebraten


Filmszene: "Christmas Piggy"

Filmszene: "Christmas Piggy"

Geschenke haben Potenzial – das einer Beleidigung und die einer Schmeichelei. Zur Geltung kommt nicht ausschließlich die Differenz von Schenkendem und Beschenktem, sondern auch Rang, Status, so wie Liquidität. Der Kulminationspunkt des Schenkens in unserem Kulturkreis ist eine Art Bürgerkrieg mit anderen Mitteln: oder kurz Weihnachten. Das Babylon bietet am 14.Dezember mit „Heavy Christmas“ Interessierten die Möglichkeit quirrligen Abstraktionen des Unvermeidbaren beizuwohnen. So muss in Rickard S. Söderströms Animationsfilm „Christmas Piggy“ ein Schwein um sein Leben fürchten, denn es ist als Festtagsbraten gedacht. Bei Ansgar Ahlers „Wer zum Teufel ist der Weihnachtsmann“ wird ein Losbudenverkäufer ungewollt Projektionsfläche für die Wünsche eines kleinen Mädchens.  Olaf Encke dagegen bringt uns in „Judas & Jesus“ nicht nur die  näheren Umstände der Geburt Jesus Christus näher, sondern skizziert auch die ersten Jahre des Heilands – aus der Perspektive von Judas.  Schließlich wird in Pieter van HeesBlack XXX-Mas“ Weihnachten gründlich pornofiziert.  Das ganze sieht aus wie ein HipHop-Musikvideo, nur, dass dieses mal eine Dame aus der willigen Frauenhorde ausbricht. Auf dem Weg zu Santa Claus durchquert sie ein stereotyp stilisiertes Ghetto nordamerikanischer Prägung und muss dabei nicht nur gegen einen kannibalistischen „Officer Schwarzwald“ vorgehen, Kaufhausweihnachtsmänner oral befriedigen, sondern auch grauenhafte Interpretationen noch grauenvollerer Weihnachtslieder über sich ergehen lassen.  Hysterie und Ramschangebote haben halt eben mehr als nur eine Wahlverwandschaft.  So passt die die diesmalige Shorts Attas-Ausgabe „Heavy Christmas“ genau so gut in die besinnliche Zeit wie unser aller „Traffic Tree“ auf dem Breitscheidplatz.

Joris J.

Shorts Attack, 14. Dezember, 20 Uhr im Babylon Mitte, 18. Dezember 20.30 Uhr im Passage Kino Neukölln, www.shortsattack.com