UFA Filmnächte auf dem Schinkelplatz


Foto: Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung

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Propaganda ist eine sehr technische, im Schnitt sehr professionelle, auf die perfekte Erzeugung von Illusion ausgerichtete Arbeit. Je länger der erste Weltkrieg dauerte, desto entschlossener bündelten die kriegsbeteiligten Mächte ihre medialen Bemühungen. In Großbritannien wurde unter Lord Northcliffe das „Department of Propaganda in Enemy Countries“ errichtet. Gleichzeitig entstand in der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) ein ähnlicher Plan zur Schaffung eines Propagandaministeriums. Das neu gegründete Bild- und Filmamt verwaltete eine Verleihfirma, die mit Geldern der deutschen Bank den Zusammenschluss kleinerer Firmen beschleunigte – die UFA. Durch entsprechende Filme wurde der Versuch unternommen, das durch den Krieg beschädigte Ansehen Deutschlands im In- und Ausland zu korrigieren. Trotz dieser Propaganda-Aufgabe gelang es dem Unternehmen in den folgenden Jahren mit der Verpflichtung von Regisseuren wie Fritz Lang und Josef von Sternberg Filme zu produzieren, die bisweilen weniger politisch konnotiert waren. Einige dieser Filme gelten bis heute als Meisterwerke des deutschen Kinos, darunter „Metropolis“ und „Der Blaue Engel„. Gemeinsam mit dem Unternehmen Bertelsmann präsentiert die UFA vom 16. bis 18. August nun die „UFA Filmnächte“ auf dem Schinkelplatz. Eröffnet wird das Ganze mit Walter Ruttmanns „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt„.

Ruttmann verleiht dem großstädtischen, scheinbar chaotischen Treiben durch seine Schnittfolgen eine ganz eigene Tonalität. Für den Ton war der Operndirigent Edmund Meisel verantwortlich: „Ich habe mich bemüht, mit möglichst großer Objektivität den Rhythmus und die Melodie jedes Vorgangs dieses schon an sich musikalischen Films aufzuschreiben. Die Sinfonie zerfällt im wesentlichen in folgende Teile: Aus der wellenförmigen, periodischen Urform entsteht in maschinellem Rhythmus das Leitmotiv BERLIN, das sich als Versinnbildlichung des Panoramas zum Bläserchoral erweitert – Viertelton-Akkorde der schlafenden Stadt – Arbeitsmarsch – Maschinenrhythmus – Bürorhythmus – Kontrapunkt des Potsdamer Platzes – Mittagschoral der Großstadt – Verkehrsfuge – Steigerung aller Großstadtgeräusche in kontrapunktischer Durchführung der Hauptthemen zur Schlußfermate BERLIN.“

Man darf gespannt sein wie das Kammerorchester Potsdam Meisels Gedankengänge umsetzen wird, denn zur  Originalmusik werden sich Schlagwerkzeuge wie etwa Bongo und Conga, Woodblock, Maraqa, Tambourin, Ratsche und Waschbrett gesellen. Die Triangel sollte nicht vergessen werden. Walter Ruttmann war zwei Jahre vor seiner Sinfonie Kameramann bei Fritz Langs „Metropolis„, dessen immenser Kostenaufwand die UFA beinahe ruinierte. Überwiegend im Studio gedreht, kam sein nächster Film „Spione“ mit einem weitaus geringeren Budget aus. Allerdings teilt er sich mit „Metropolis„, dass er stilistisch seiner Zeit weit voraus war. Im Wesentlichen dreht es sich hier um russische Spionagetätigkeiten in London. Wir haben einen Bösen (Rudolph-Klein Rogge), den guten Agenten 326 (Willy Fritsch), seinen Sidekick Sonya (Gerda Maurus) und mehrere potenzielle Höhepunkte. Das eigentlich Spannende ist auch in diesem Streifen Langs Art und Weise der Inszenierung. Etliche Jahre vor Orson Welles „Citizen Kane“ verzichtete er auf Fade-Outs und allzu artifiziell wirkende Übergangssequenzen. Sicherlich – der Stummfilm als solches gehört neben Fassbinder-Streifen zum Abgenudelsten, was man einem Cineasten anbieten kann. Jedoch die Arbeiten, die sich ausdrücklich über den einschlägigen Statistenstatus des Schwarz-Weiß-Eskapismus erheben – und das taten diese Streifen alle -, verdienen es wieder und wiedergesehen zu werden.

Joris J.

UFA Filmnächte, 16. bis 18. August, Schunkelplatz, Programm unter www.ufa-filmnaechte.de