2. Down Under Berlin im Moviemento

Einen Kontinent bereisen


Regisseur Ivan Sen zeigt in "Toomelah" eine junge Generation von Aborigines und mit ihr das Scheitern von Gegenwartspolitik.

Regisseur Ivan Sen zeigt in "Toomelah" eine junge Generation von Aborigines und mit ihr das Scheitern von Gegenwartspolitik. Foto: Down Under Berlin

Zum zweiten Mal findet das Down Under Berlin statt. Nach der letztjährigen, qualitativ sehr gelungenen Premiere dürfen und können die Zuschauer auf eine quantitative Steigerung des Festivals gespannt sein. Deutlich mehr Filme, insgesamt über 60, werden in den vier Tagen vom 13. bis zum 16. September im Moviemento zu sehen sein. Eröffnet wird das Festival von „Toomelah“ ( Ivan Sen), der als Deutschlandpremiere gezeigt wird.

In einem abgelegen Dorf australischer Ureinwohner träumt der 10-jährige Daniel davon, ein Gangster zu werden. Er schwänzt die Schule, prügelt sich und arbeitet als Drogenkurier für Linden, der eine Gang anführt. Daniel ist auf dem besten Weg, sein Ziel zu erreichen, als ein rivalisierender Dealer aus dem Knast entlassen wird. Ein blutiger Kampf mit Lindens Bande ist die Folge, der damit endet, dass Daniels „Boss“ und seine Kumpanen im Knast landen. Daniel ist auf einmal alleine und schutzlos. In Australien herrscht noch immer eine große Ungleichheit von Aborigines und weißer Bevölkerung in Bezug auf Lebenserwartung und Bildung. Mit Daniel als Hauptfigur wendet sich Regisseur Ivan Sen der jüngere Generation von Aborigines zu und zeigt mit ihr das Scheitern der Gegenwartspolitik  – ohne dabei Vorurteile und Klischees zu zeigen.

Das Festival präsentiert sich – neben dem reichhaltigen Filmprogramm – in diesem Jahr mit einigen Neuerungen. „Das Ziel von Down Under Berlin ist die Vermittlung von australasiatischer Kultur und Filmkultur: multiperspektivisch, kontextualisiert und nachhaltig. Aus diesem Anspruch ergibt sich die Entscheidung für ein vielfältiges Programm, das unterschiedliche Filmformen, Genres und Perspektiven beinhaltet. Damit diese Vielfalt aber verständlich bleibt, braucht man ein Ordnungsschema, das man zur eigenen Orientierung benutzen kann.“ berichtet Festivalleiter Clemens Stolzenberg bei uns im Interview. Neben Filmen aus und über Australien werden also auch neuseeländische Produktionen ein breites Spektrum des Gezeigten einnehmen. Mit der Sektion „New Zealand“ wird dem Rechnung getragen und der ursprünglich beim ersten Festival angelegte Fokus „Aboriginal Australia“ auf „Indigenous Australasia“ ausgeweitet. Dabei darf der neuseeländische Filmemacher Taika Waititi nicht fehlen, dessen oscarnominierter Kurzfilm „Two Cars, One Night“ und sein Debütspielfilm „Eagle vs Shark“ zu sehen sein werden.

Neu ist auch die Rubrik „New Talents Showcase“. Dort zeigt Down Under Berlin erstmals und ausschließlich die Abschlussarbeiten australischer Filmhochschulabsolventen der Sydney Film School, des Victorian College of the Arts in Melbourne und der Screen Academy Perth. Aber auch das Rahmenprogramm um seine thematisch stark akzentuierten Podiumsdiskussionen und Vorträge von Vertretern des Wissenschaftsbereichs der Freien Universität Berlin und der Universität Potsdam werden im Kontext der Filme Interessantes und Wissenswertes vermitteln.

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