7. Internationale Filmwochen an der FU Berlin

"Wir haben keine Grenzen"


Aus dem Mittleren und Nahen Osten wird ebenfalls viel gezeigt. „Hier gibt es viele Vorurteile und wir bieten mit der Filmauswahl die Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen.“ Dann weist Dag noch auf „Lost Children“ hin, ein Portrait von vier Kindersoldaten in Uganda, denen die Flucht aus den Buschlagern der Rebellen gelingt. „In den letzten Jahren haben wir oft einen thematischen Schwerpunkt gewählt“, erzählt Dag, „aber wir haben gemerkt, dass es besser ist, ganz verschiedene Themen zu zeigen: Gewalt, Erziehung, Meinungsfreiheit, Musik, einfach alles.“

Aus dem kreativen Organisator sprudeln die Ideen für die Zukunft der Filmwochen nur so heraus. Eine Sonderreihe mit längst vergessenen Filmen aus den Jahren 1950-1990 ist angedacht. Außerdem werden die Fühler nach anderen Universitäten in Berlin und Brandenburg ausgestreckt. Eine Kooperation mit der TU Berlin läuft bereits, dort wird es kommendes Frühjahr ein ähnliches Filmprojekt geben. In naher Zukunft sollen auf den Internationalen Filmwochen der FU auch Beiträge gezeigt werden, die es nicht zur Berlinale geschafft haben. Außerdem sollen Preise vergeben werden, dafür bräuchte die Filmwochen-Initiative dann allerdings Sponsoren. In den letzten Jahren haben sich bereits einige Sponsoren angeboten, doch außer Finanzspritzen vom AStA nahmen die Festivalmacher bisher nur ideelle Unterstützung an, um sich die größtmögliche Freiheit zu erhalten.

Den Spagat zwischen finanzieller Förderung und eigenem Kopf werden sie für die Umsetzung ihrer Ideen üben müssen. Besonders am Herzen liegt es Dag, künftig auch die Macher der gezeigten Filme nach Berlin einzuladen. Dieses Jahr hatte er bereits den Regisseur des 2009 in Cannes gefeierten Films „No One Knows About Persian Cats“ angefragt, der am 30. Oktober und 5. November auf den Filmwochen zu sehen sein wird. „Bahman Ghobadi dreht gerade einen neuen Film im Nord-Irak,“ erklärt Dag, der den kurdischen Regisseur persönlich kennt. „Daher kann er leider nicht kommen.“ Veysi Dag, der bereits selbst einen Dokumentarfilm über Künstler mit Migrationshintergrund in Kreuzberg gedreht hat, ist gut in ein Netzwerk von Filmproduzenten und Kreativen eingebunden – einer der Gründe, warum auf den Filmwochen so viele spannende Filme gezeigt werden können. So gibt es für den Eröffnungsfilm „Press“ von Sedat Yilmaz zwar keinen deutschen Verleih, auf den Internationalen Filmwochen der FU läuft er dennoch. „Bisher konnten wir alle Filme zeigen, die wir wollten“, freut sich Dag. „Wir haben keine Grenzen – solange die Filmverleiher mitmachen.“

Verena Manhart

7. Internationale Filmwochen an der FU Berlin, 29. Oktober bis 2. November 2012, in den Hörsälen 1A, 1B und 2 der Rost- und Silberlaube (Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin), www.fu-filmwochen.de

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