Webserien auf Festivals


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Blockbuster-Event oder Programmkino-Kleinod – welcher Film in welchem Rahmen auf gezeigt wird, hängt vom Filmfestival ab. Mit Cannes assoziieren wir mittlerweile statt Tradition ein Schaulaufen von Prominenten, das im Vorabendprogramm von RTL verheizt wird, mit Toronto hingegen ein Filmfest, das mit seiner Mischung aus kalkuliertem Kommerz und unabhängigen Produktionen Ansehen bei anspruchsvollen Kritikern und Cineasten genießt. Mit der Berlinale und dem Sundance verhält es sich genauso. Alle vier sind die Festival-Leiter empor geklettert und thronen dort unter dem Namen „Filmfestspiele“. Geht man von dort aus ein paar Stufen hinab, kommt man an all den zahlreichen Independent- und Kunstfilmfestivals vorbei bis man, ganz unten angekommen, schon den Überblick verloren hat vor lauter Kleinstveranstaltungen mit den seltsamsten thematischen Ausrichtungen und Sub-Genres. In den USA und Kanada lässt sich aber gerade eine Tendenz feststellen: Web-Serien-Festivals sind das neue Ding. Kein Wunder — wo Web-Serien an Bedeutung gewinnen, dort sind auch entsprechende Festivals (hier eine Übersicht) nicht weit.

Künstlerische Unabhängigkeit

Web-Serien sind jenseits des Atlantiks seit ein paar Jahren etabliert, während wir auf dem europäischen Kontinent die Qualität der großen Vorbilder noch erreichen müssen. Die Rede ist hierbei allerdings nicht von Giganten wie Netflix, der fleißig Hochkaräter produzieren lässt (zuletzt „House Of Cards„, „Arrested Development„, „Orange Is The New Black„), sondern von unabhängigen Filmemachern, die in kein Konzept passen. Oftmals über Crowdfunding, meistens über Sponsoren oder prominente Geldgeber gefördert, sind die Episoden nur selten über zehn Minuten lang. Was thematisch nicht fürs amerikanische Fernsehen taugt, weil es zu gewagt, unkonventionell oder schlichtweg mit den vorhandenen finanziellen und technischen Mitteln nicht realisierbar ist. Denn viele dieser Serienmacher verzichten auf ein großes Budget, um ohne inhaltliche Beschränkungen und Vermarktungszwänge arbeiten zu können. Sie benutzen lieber Spiegelreflexkameras und schneiden auf ihrem Mac, als die künstlerische Kontrolle über ihr Werk abzugeben. Das Veröffentlichen ist nur einen Klick entfernt. Nach YouTube hat sich Vimeo als erfolgreicher Video-Hoster etabliert, im Gegensatz zu dem Google-Dienst pflegt er das Image ‚Plattform für Kreative‘, wo Videos in höherer Qualität präsentiert werden können.

Digital und analog, virtuell und real

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass mittlerweile entsprechende Filmwettbewerbe wie das L.A. Webfest oder Holly Web Festival entstanden sind, die dem speziellen Format ein Forum bieten. Doch warum sollte man etwas, das für den Computerbildschirm gemacht ist, auf Großformat aufblasen? Die Logik ist ganz einfach: Solange es Menschen gibt, die sich digitale Fotos mit Instagram-Filter auf eine analoge Fotoleinwand drucken lassen, wird es auch Menschen geben, die digitale, fürs Internet konzipierte Videos ganz ‚unvirtuell‘ vor Publikum auf den big screen projizieren.
Hier drei Beispiele gelungener Serien:

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