Santiago Gómez Rojas über das 2. Spanische Filmfest in Berlin

"Wir wollen zeigen, welche Facetten es gibt"


"Los Ilusos": Zeitvertreib und die verlorene Zeit: Ein Film über Gespräche, Trinkgelage, Essen, Routine und über Spaziergänge nach dem Kinobesuch. Foto: Spanisches Filmfest

"Los Ilusos" - Zeitvertreib und die verlorene Zeit: Ein Film über Gespräche, Trinkgelage, Essen, Routine und über Spaziergänge nach dem Kinobesuch. Foto: Spanisches Filmfest

Sind die Kinos direkt von der Finanzkrise betroffen?
Ja. In Spanien wurde die Mehrwertsteuer erhört und in den vergangenen Jahren sind die Eintrittskarten sehr teuer geworden. Das hat dazu geführt, dass viele Kinos schließen mussten. Es gibt aber noch ein weiteres Problem: Mit der Kürzung von Fördergeldern, die immer noch anhält, bekommen viele Filmproduktionen, die ihr Geld schon bewilligt hatten, entweder kein Geld oder sehr verspätet. Viele Produzenten haben aber bereits Kredite laufen und kommen dadurch in Schwierigkeiten. Es ist gerade sehr chaotisch.

Dennoch werden immer noch viele Filme produziert, die auch im Ausland ein großes Publikum erreichen.
Wir eröffnen mit „Blancanieves„, der im letzten Jahr einer der besten spanischen Filme war und auch der offizielle Beitrag Spaniens für die Oscars war. Wir freuen uns sehr, dass der Regisseur, Pablo Berger, beim Festival anwesend sein wird. Dazu wird Jonás Trueba seinen Film „Los Ilusos“ vorstellen. Ebenfalls toll und auch, wie „Blancanieves„, ein Schwarzweißfilm.

Weiterlesen: Unsere Filmkritik zu Pablo Bergers „Blancanieves

Die beiden Filme treffen sich auf einer interessanten Ebene. Beide sprechen über das Kino. „Blancanieves“ geht zurück zum Anfang, zu dem Aufbruch in eine neue Kunstform, „Los Ilusos“ spricht über das Sterben eben dieser …
Jonás Truebas Film ist ein Spiel mit den Filmtechniken und sehr nachdenklich in seiner Art. Mich erinnert er an die Filme der Nouvelle Vague. Gerade mit der Digitalisierung von Filmen ist das Kino nicht mehr richtig fassbar. 35 Millimeter, Videokassetten und DVDs sind physische Träger. Das Digitale ist viel weniger konkret. „Los Ilusos“ ist ein Film über den Wunsch, Filme zu machen, ein bisschen intellektuell, aber nicht langweilig. Er könnte gut dazu dienen, Filmstudenten zu erklären, was Filmkunst bedeuten kann.

Nicht nur euer Programm ist in diesem Jahr gewachsen. Ihr bespielt jetzt neben dem Moviemento auch das Babylon Mitte …
Wir brauchten einfach mehr Platz für die Filme. Ich mag das Moviemento sehr. Hier sind wir geboren. (lacht) Aber nach dem Erfolg im letzten Jahr mussten wir etwas anders machen. Das Moviemento ist leider zu klein. Und das Babylon bot sich einfach an. Wir sind gespannt darauf, wie uns das Publikum dort empfangen wird.

Interview: Martin Daßinnies

Spanisches Filmfest Berlin 18. bis 24. November, Kino Babylon und Moviemento; Programm unter www.sffberlin.de

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