Joanna Arnow über ihre Doku „I hate myself :)“
"Ich setze mir keine Grenzen"
Die New Yorker Regisseurin Joanna Arnow feiert auf dem diesjährigen Unknown Pleasures Filmfestival mit ihrem Debütfilm „I hate myself : )“ internationale Premiere. Schonungslos ehrlich dokumentiert sie in ihrem Film ihre Beziehung zu ihrem Freund James Kepple. Wir sprachen mit ihr über Sex-Szenen, Beziehungen und Selbstfindung.
Warum hast Du Dich dazu entschlossen, einen Film über Deine Beziehung zu drehen?
Ich war mit James Kepple, der ursprünglich aus Texas kommt und provokante Poesie schreibt, schon ein paar Monate zusammen. Er fragte mich, ob ich die erste Show seiner wöchentlichen Open-Mic-Reihe filmen könnte. An dem Abend haben wir uns gestritten und der Ton wurde aufgenommen, ohne dass wir es wussten. Obwohl der Moment zu der Zeit schmerzvoll war, hörte ich mir die Aufnahme noch einmal an und fand es interessant, dass die Konversation mit etwas Distanz lustig wurde. Daraufhin begann ich darüber nachzudenken, die Beziehung weiter zu dokumentieren. Ich dachte, dass Andere sich vielleicht in unserer Dynamik in der Beziehung wiederfinden könnten – und es unterhaltsam finden.
Wie hast Du das Filmen organisiert, hast Du die Kamera immer bereit gehabt?
Mein Ansatz hat variiert. Ich hab so viel wie möglich versucht, mit James zu drehen, es war aber oft nicht so viel, wie ich eigentlich wollte. Er wollte oft nicht gefilmt werden. Und ich hatte definitiv nicht die ganze Zeit die Kamera bereit, um ihn zu filmen. Wenn ich mit dem Cutter Max Karson geschnitten habe, hatte ich sie allerdings immer dabei.
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Inwiefern hat die Produktion Deinen Alltag beeinflusst?
Ich habe es geliebt, die Doku zu machen. Die Produktion verteilte sich auf zwei Jahre. Sie hat meinen Alltag aber nicht sehr beeinflusst. Manchmal hab ich mehrmals pro Woche gefilmt und dann mal ein paar Monate überhaupt nicht. Ich hab mich allerdings bei Film-Events oft seltsam gefühlt, wenn ich Leuten gesagt habe, dass ich eine Dokumentation über meinen Freund mache.
Es gibt viele Szenen, in denen Du und Max Karson das gefilmte Material angucken. Wie hat das Betrachten des Rohmaterials die Produktion beeinflusst?
Jedes Mal nachdem ich gefilmt habe, habe ich das Material gesichtet, um zu überprüfen, inwiefern es brauchbar ist und meinen Ansatz für die nächsten Drehs überdacht. Ich hab dann nach einem Jahr mit dem Schnittprozess angefangen und Max als Co-Cutter engagiert. Für mich war es wichtig, neben James selbst Protagonist der Geschichte zu sein, da ich mich im Laufe des Drehs sehr verändert habe. Da ich allerdings die meiste Zeit selbst hinter der Kamera war, hatte ich zu wenig Material, um die Veränderung ohne Voice-over oder Interviews zu zeigen. Allerdings war diese Herangehensweise meiner Meinung nach nicht passend. Ich habe also beschlossen, meine Geschichte mehr Konflikt bezogen zu erzählen. Da Max und ich sehr interessante Konflikte hatten, während wir die Erzählung konstruierten, habe ich mich entschlossen, diese zu filmen.
Hat das dem Film dann eine bestimmte Richtung gegeben?
Während ich meinen Teil der Geschichte baute, hatte ich das Gefühl, dass der Film unkontrolliert werden würde, wenn ich mich nicht selbst ehrlicher in die Geschichte einbringe und mir selbst erlaube, mich schlecht darzustellen und Risiken eingehe. Während des Schnitts lief der Film dann in eine mutigere Richtung.