Programm News vom 1. Potsdam International Film Festival
Das "Spielfilm- und Serienfestival" gibt erste Wettbewerbsfilme bekannt
Mit dem kanadischen Filmemacher Bruce LaBruce gesellt sich eine waschechte Queer-Cinema-Ikone zur internationalen Wettbewerbsauswahl. Sein provokantes Drama „Gerontophilia„, das u.a. bereits beim Toronto International Film Festival und in Venedig lief, erzählt die Liebesgeschichte zwischen einem jungen Krankenpfleger und einem deutlich älteren Pflegeheim-Bewohner.
Aus der Schweiz kommt „Der Kreis“ von Stefan Haupt, der auf der 64. Berlinale den Teddy Award sowie den Panorama-Publikumspreis ergattern konnte. Das halb dokumentarische, halb fiktionale Drama erzählt die Geschichte des Liebespaars Röbi Rapp und Ernst Ostertag. Der Travestie-Künstler und der Lehrer waren Mitglieder der Schweizer Schwulenorganisation „Der Kreis“, aus der in den 50er-Jahren ein weltbekannter Underground-Club hervorging. Ob der Film im Wettbewerb oder einer anderen Sektion läuft, ist aus dem Presseheft nicht ersichtlich.
Weiterlesen: Unsere ausführliche Kritik „Die Liebe von Ernst Ostertag und Röbi Rapp„ zu „Der Kreis“ von Stefan Haupt
Die Schirmherrschaft übernimmt Volker Schlöndorff, dem das Festival eine kleine Retrospektive mit „Die Blechtrommel“ und anderen Werken widmet. Die Jury unter dem Vorsitz von Søren Schumann (leitet seit 2008 die arte-Redaktion des rbb) setzt sich neben Schlöndorff aus der Schauspielerin Anna Thalbach, der TV-Moderatorin Enie van de Meiklokjes, den Filmemachern Matt Sweetwood („Beerland„) und Sandra Kaudelka („Einzelkämpfer„) sowie dem Filmproduzenten und dffb-Dozenten Joachim von Vietinghoff zusammen. Daneben vergibt eine multireligiöse (und nicht wie üblich eine ökumenische) Jury einen weiteren Festival-Preis.
Darüber hinaus ist bekannt, dass das Festival anstelle eines Nachwuchspreises ein Projekt junger Filmemacher in den Fokus rückt. Beim Festivaldebüt im Oktober ist das „Exit“ von David Astinet und Maximilian Bollow (beide Jahrgang 1994). Der in Brandenburg gedrehte Film stellt einen 11-jährigen Jungen ins Zentrum, der nach einem Autounfall für sechs Jahre ins Koma fällt. Mit Computereffekten und einer verschachtelten Dramaturgie wollen die jungen Filmemacher die komatöse Traumerfahrung des Jungen erfahrbar machen.
Neben der genannten Serie „Third Eye“ steht mit der Krimiserie „Lilyhammer„, in der Steven Van Zandt („Sopranos„) einen New Yorker Gangster spielt, der in Norwegen neu anfängt, eine weitere Serie für den Schwerpunkt.
Dazu finden sich im Rahmenprogramm Veranstaltungen mit den Horrorklassikern „Carrie„, „Der Elefantenmensch“ und „Psycho„, die der Filmpark Babelsberg mit Spezialeffekten und einer Horrorshow begleitet.
Die bis dato bekannten Festivalbeiträge lassen erahnen, dass sich das Potsdam International Film Festival gesellschaftlich relevanten Themen zuwendet und auf Anspruchsvolles setzt. In welcher Form das Festival die besondere Mischung aus Spielfilmen und Serien letztlich umsetzt, bleibt indes abzuwarten.
Christian Horn
Potsdam International Film Festival, von 7. bis 12. Oktober 2014, mehr im Netz unter: www.filmfestpotsdam.de