Interview mit Martín Rejtman während des „Nuevo cine argentino“ im HKW

Regisseur Rejtman: "Ich bin nicht anders als meine Filme. Ich bin merkwürdig."


Das HKW-Plakat zu Nuevo Cine Argentino. © Promo/KHW

Das HKW-Plakat zu Nuevo Cine Argentino. © Promo/KHW

Sie sagten einmal, im argentinischen Film spreche man zu viel. Was meinen Sie genau damit?
Ich habe nichts gegen Dialoge. Ich vermute, dass ich dies darauf bezog, dass im argentinischen Film Dialoge zu didaktisch verwendet werden. Was mir nicht gefällt, sind Dialoge, die als Erklärungen verwendet werden.

Möchten Sie mit Ihren Filmen eine soziale Kritik ausüben?
Keine explizite Kritik, aber Dinge zu zeigen, die gut laufen, funktioniert nicht. Es braucht Probleme, um etwas erzählen zu können. Kritik kann man immer herauslesen, aber mit ich entwickle Probleme immer als Vorwand für die Erzählung. Es geht mir mehr um eine Verbindung des Films mit dem Zuschauer als die des Films mit einer sozialen Realität.

Finden Sie, dass die Auswahl der Filmreihe „Nuevo cine argentino“ in Berlin repräsentativ ist?
Es ist eine gute Auswahl. Man kann immer darüber diskutieren, ob dieser Film oder ein anderer hätte gezeigt werden sollen, aber es handelt sich um Filme, die einen gewisse Bedeutung haben für einen bestimmten Zeitpunkt im neuen argentinischen Film.

Welche anderen Filme hätten Sie noch aufgenommen?
Alle meine Filme natürlich. (lacht.) Aber ich schaue viel, mir gefallen Krimis auch sehr. Mein Stil ist merkwürdig und es gibt nicht viele Filme, die so sind.

Auffällig erscheint, dass eine große Anzahl an Filmautoren in Argentinien aus europäisch-jüdischer Abstammung sind. Stimmt diese Beobachtung und wie erklären Sie sich das?
Ja, das stimmt. Ich bin selbst jüdischer Herkunft, aber meine Familie und ich sind nicht praktizierend. Ich glaube, dies kommt daher, dass viele Leute aus der jüdischen Gemeinde, ein Interesse für Kultur haben. Das ist vermutlich ein Grund. Aber genau, weiß ich das nicht. Es ist zum Beispiel nicht so, dass auf dem jüdischen Gymnasium insbesondere Film gelehrt wird. Juden gehören in Argentinien zur Mittelschicht und sind wie die Italiener oder Spanier vollkommen integriert. Ich war selbst nie in einer spezifisch jüdischen Schule. Ich besuchte seit der Jugend aber ein jüdisches Vereinshaus, in dem die Kinemathek untergebracht war.

Gibt es eine Gemeinschaft von argentinischen Filmautoren, die sich untereinander kennt?
Wir kennen uns seit dem Studium an der Filmhochschule. Wir sehen uns regelmäßig bei den Festivals, zum Beispiel einmal im Jahr in Buenos Aires und im Ausland. Wir hatten zu Beginn eine Assoziation gegründet, ungefähr 1999, aber dann wurde es zu politisch und die Gründungsmitglieder, unter anderem ich, sind wieder ausgetreten. Argentinien ist politisch sehr kompliziert.

Die Fragen stellte Teresa Vena.

„Nuevo cine argentino“ läuft noch bis zum 20. September im Haus der Kulturen der Welt, „Dos disparos“ wird am Samstag, den 19. September um 22 Uhr gezeigt.

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