Jana Cernik von der AG Kurzfilm im Interview zum Kurzfilmtag
Im Fernsehen führt er leider ein Schattendasein
Die AG Kurzfilm kümmert sich um die Belange des Kurzfilms in Deutschland. Eine der Innovationen ist der Kurzfilmtag, der passender Weise am kürzesten Tag des Jahres, dem 21. Dezember bundesweit steigt. Im Interview hat uns AG Kurzfilm-Geschäftsführerin Jana Cernik ihren persönlichen Favoriten des Jahres empfohlen und die Situation des Kurzfilms beleuchtet…
Gemessen am Triumph bei den Studenten-Oscars in LA geht es dem deutschen Kurzfilm blendend. Was zeichnet ihn aus?
Jana Cernik: Er ist so vielfältig wie das Format es nur sein kann. Die Kurzfilme, die von Filmhochschulen sowie aus der freie Szene kommen, gewinnen Preise im In- und Ausland. Und das bestätigt, dass er die Freiheit, die er hat, auch richtig nutzt.
Mit welchen Problemen kämpft der Kurzfilm?
Der Kurzfilm hat keinen wirklich Zugang zu den klassischen Auswertungskanälen wie Fernsehen und Kino. Im Fernsehen führt er leider ein Schattendasein und es gibt noch immer Kinobetreiber, die denken, Kurzfilme sind anstrengend oder zu lang.
Dabei haben wir in Deutschland ein gut funktionierendes System an Möglichkeiten, den richtigen Kurzfilm auszusuchen. Das Angebot reicht von Kurzfilmverleihern, die beraten, welcher Vorfilm zum aktuellen Kinostart passt oder ganze Filmprogramme zu einem konkreten Thema zusammenstellen bis hin zu Archiven, die wahre Perlen beherbergen oder Festivals, die Nachspieltourneen mit prämierten Filmen anbieten. Dann gibt es noch die Gewinner des Short Tiger, die als Kurzfilmpreis der FFA seit letztem Jahr auch bei einem Verleih gebucht werden können. Das sind speziell für Kino ausgewählte Kurzfilme bis zu 5 min. Zusätzlich bietet die AG Kurzfilm alljährlich Kinobetreibern die Nominierten und Preisträger des Deutschen Kurzfilmpreis als Umsorgpaket an.
Warum diese wunderbar-strukturierte Angebot nicht genutzt wird, ist nicht nachvollziehbar.
Welche Rolle können Events wie der Kurzfilmtag spielen, um die Situation zu verändern?
Der Kurzfilmtag ist ein Appetizer und schafft für einen kurzen Moment eine riesige Aufmerksamkeit. Aber es ist nicht nur der Event-Charakter, der beim Kurzfilmtag eine Rolle spielt. Die Initiativen wie die Filmemacherbörse, oder die drei Freunde oder Wir zeigen´s euch! sind wichtige Bestandteile, die auf Nachhaltigkeit zielen.
Der Filmkritiker, Moderator und Autor Knut Elstermann konnte als Botschafter gewonnen werden und lobt, „Wir haben in Deutschland inzwischen ein waches, neugieriges Publikum für Kurzfilme.“ Wo findet dieses Publikum seine Filme?
Die größte Plattform für Kurzfilme sind Festivals. Allein in Deutschland gibt es über 100.
Welchen Kurzfilm sollte niemand in diesem Jahr verpassen?
Mein Persönlicher Tipp ist „AlieNation“ von Laura Lehmus. Ansonsten finde ich, dass jeder seinen eigenen, ganz persönlichen Kurzfilm finden sollte. Es gibt ein tolle Auswahl und der sollte man sich nicht verschließen. Also nur Mut!
Der Kurzfilmtag steigt am 21. Dezember 2015 bundesweit an diversen Orten. Einige Berliner Empfehlungen findet ihr in unserem Veranstaltungskalender und mehr hier im Web!