Interview mit Webfest-Macherin Meredith Burkholder

Burkholder: "Wir ermutigen die Serienmacher, Grenzen auszuloten und das Potential des Mediums voll auszuschöpfen."


Wefest-Initiatorin Meredith Burkholder. Foto: Webfest Berlin

Wefest-Initiatorin Meredith Burkholder. Foto: Webfest Berlin

Serien im Web – das ist das Thema des Webfest Berlin. Wir haben uns mit Initiatorin Meredith Burkholder unterhalten und erfahren über die Stärken des Formats, warum es eine große Zukunft hat und dass Filmemacher durchaus davon leben können…

Meredith, kann man sich diese Kurzformate oder Webserien als ganz normale Serienformate vorstellen – nur, dass sie im Internet ausgestrahlt werden? Und wenn nein, was unterscheidet sie von TV-Serien?
Meredith Burkholder:
Webserien sind in jedem Fall eine neue Form des Storytellings. Sie ähneln TV-Serien, aber die einzelnen Folgen sind viel kürzer. Unsere Richtlinien geben vor, dass die Folgen nicht länger als 20 Minuten sein sollen, aber die Durchschnittsfolge ist ohnehin eher sechs oder sieben Minuten lang. Es ist eine ganz schöne Herausforderung, eine überzeugende Story in eine so kurze Zeitspanne hineinzupacken. Außerdem ist die Bandbreite der Geschichten, die Webserien erzählen, so viel vielfältiger. Im Internet kann man jede Geschichte erzählen, die man erzählen möchte.

Das Webfest besteht aus verschiedenen Programmteilen, beispielsweise Paneldiskussionen zu aktuellen Themen wie Virtual Reality, aber es gibt auch eine Diskussion zum Thema Feminismus in digitalen Serien. Das fand ich sehr interessant! Eröffnen Webserien ganz neue Welten des Storytellings und geben sie auch provokativen und randständigen Perspektiven eine Stimme?
Absolut. Im Internet kann man jede Geschichte erzählen. Die Geschichten müssen keinem breiten TV-Publikum gefallen, außerdem kann man viel eher seine Zielgruppe erreichen. Digitale Serien geben jedem eine Stimme, der eine Kamera besitzt und eine Story zu erzählen hat – und wenn es nur eine Handykamera ist.

Die Bandbreite an Serien im Wettbewerb des Webfests ist ziemlich groß. Einige Serien wirken wie Low-Budget-Produktionen, andere sehen sehr professionell aus– welchen Kriterien müssen die Filme entsprechen, die ihr ins Programm aufnehmt?
Wir achten vor allem darauf, dass Geschichten auf innovative Art und Weise erzählt werden. Unser Motto beim Webfest Berlin ist deshalb auch „Be What’s Next„. Wir ermutigen die Serienmacher dazu, die Grenzen auszuloten und das Potential des Mediums voll auszuschöpfen.

Viele Wettbewerbseinreichungen sind Youtube-Videos. Das klingt erst mal nicht lukrativ. Wie verdient ein Webserienmacher sein Geld?
Der Markt für digitale Serien wird gerade größer. Da mehr und mehr Streaming-Plattformen entstehen und Firmen zunehmend das Potential digitaler Serien erkennen, gibt es auch eine große Nachfrage nach digitalem Content. Natürlich steckt dieser Teil der Industrie noch in seinen Kinderschuhen – vor einem Jahr hätten wir noch nicht einmal von einer Industrie sprechen können! Aber in diesem Jahr bringen wir die Serienmacher und Käufer beim Webfest zusammen, um einige dieser Shows zu verkaufen und um den Serienmachern die Plattform zu verschaffen, die sie eigentlich verdienen. Jetzt kann vielleicht nicht jeder der Künstler von seiner digitalen Serie leben, aber ich bin überzeugt davon, dass Web-Serien eine große Zukunft vor sich haben.

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