Die 13. Russische Filmwoche Berlin – Kino aus Russland

Russische Filmwoche: Ein anderer Kitsch


"Arrythmie" von Regisseur Boris Chlebnikow eröffnete die 13. Russische Filmwoche in Berlin im Filmtheater Stadtmitte. © Indie-Sales

„Arrythmie“ von Regisseur Boris Chlebnikow eröffnete die 13. Russische Filmwoche in Berlin im Filmtheater Stadtmitte. © Indie-Sales

Bereits zum dreizehnten Mal lud die Russische Filmwoche in diesem Herbst sein Publikum dazu ein, die in unseren Breiten sträflich vernachlässigte Kinolandschaft Russlands zu erleben und einen Blick auf die aktuellen Kinoproduktionen des Landes zu werfen.
Das Programm, das aus insgesamt zehn Filmen bestand, deren Genres von Drama über Road-Movies bis Künstlerbiographien reichten, rückte vor allem Geschichten von einfachen Menschen im Russland der Gegenwart in den Fokus.

So auch im Eröffnungsfilm „Arrythmie“ von Regisseur Boris Chlebnikow, der in Russland bereits auf dem wichtigsten nationalen Filmfestival Kinotavr neben dem Grand Prix auch den Publikumspreis und den Preis für die beste männliche Hauptrolle erhielt. „Arrythmie“ handelt von Katja und Oleg, einem jungen Ehepaar, das zwischen seinem Arbeitsalltag im Krankenhaus und seinem problematischen Privatleben langsam zerreißt. Ein eindringliches Werk mit tief verzweifelten Charakteren, die sowohl an den äußeren als auch an ihren inneren Widrigkeiten zu zerbrechen drohen und die sich gegenseitig abstoßen, nur um sich am Ende wieder schützend in die Arme zu nehmen. Dabei klagt der Film vieles an, besonders das russische Gesundheitssystem und die Missstände in den Krankenhäusern, deren Personal durch ständigen Optimierungsdruck bis zum Äußersten getrieben wird und Mitgefühl mit den Patienten zur Randnotiz verkommt. Eine starke Eröffnung.

Fern ab von der Gegenwart liefern die Künstlerbiographie „Charms“ und das Weltraumdrama „Spacewalker“ einen Blick in die Vergangenheit und auf die Geschichte Russlands. In „Charms“ von Regisseur Iwan Bolotnikow geht es um den gleichnamigen russischen Schriftsteller Daniil Charms. Das experimentell angelegte Porträt des exzentrischen Autors verbindet Filmkulissen und reale Schauplätze mit historischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Bolotnikow springt dabei immer wieder in der Geschichte vor und zurück, lässt den Film die Werke von Charms zitieren und das Publikum an Charms Kampf mit sich selbst und seiner Umwelt teilhaben.

Spacewalker“ hält es mit seinen Anleihen an die großen Blockbuster aus Hollywood eher klassisch. Der Film über den ersten Weltraumspaziergangs eines Menschen besticht mit schönen Landschaftsaufnahmen und tollen Computeranimationen, die sich vor der Konkurrenz aus Übersee nicht verstecken müssen. Einzig die Charaktere bleiben über die Länge von 135 Minuten weitestgehend flach und so überzeugt der Film lediglich auf optischer Ebene. Es ist jedoch eine willkommene Abwechslung, das Thema Raumfahrt auch einmal von der anderen Seite des Eisernen Vorhangs aus auf der Leinwand zu betrachten.

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