Film:ReStored_04: Hörspuren in Filmarchiven



Kuriosum des diesjährigen Film:ReStored Festivals war die Richard Wagner-Adaption „Der fliegende Holländer“ (DDR 1964) des Opernregisseurs Joachim Herz. Die Sage des Schiffskapitäns, der auf ewig über die Meere segeln muss, bis er durch die Liebe erlöst wird, wurde darin in die Gegenwart verlegt. Der Wechsel zwischen der Realität und der musikalischen Traumwelt wurde durch aufwändige fließende Bildformatwechsel zwischen 16:9 Breitbild und Totalvision im Format 2,55:1 realisiert. Aufgezeichnet im Vierkanal-Magnettonverfahren entfaltet der Soundtrack sich in für die damalige Zeit grandioser Qualität. Mit Ausnahme des technischen Aufwands hat dieses Werk jedoch nur wenige filmische Qualitäten zu bieten, da schauspielerische Leistungen und die Handlung komplett von den kalkuliert eingesetzten Schau- und Hörwerten überlagert werden. So bleibt vor allem aus heutiger Sicht mit der neu digitalisierten Fassung lediglich ein kulturelles Artefakt, welches als DDR-Filmtechnik-Demo der 60er Jahre fungieren kann. Ein Umstand, der dem Regisseur Herz seinerzeit anscheinend bewusst war. Wie Ralf Schenk, Vorstand der DEFA-Stiftung, zu berichten weiß, ließ die DEFA die Massenkopien des Films nicht im protzigen 4-Kanal-Tonformat anfertigen, was Herz wohl so sehr erboste, dass er keine weiteren Filme für das Filmunternehmen der DDR mehr anfertigte.

Im Rahmen der Vergabe des Kinopreises des Kinematheksverbundes 2019 wurden Kinos in Deutschland für ihre herausragenden Programme und ihr kontinuierliches Engagement für eine anspruchsvolle und vielfältige Kinokultur gewürdigt. Der Erste Preis für das „Kino, das zurückblickt“ wurde an das Zeughauskino Berlin vergeben. Als „Kino, das bildet“ wurde das Kommunale Kino in der VHS Leverkusen ausgezeichnet. Das Traumakino im Café Trauma e.V. Marburg erhielt den Preis als „Kino, das verbindet“, während das Kino im Sprengel in Hannover als „Kino, das wagt“ gewürdigt wurde. Der Lotte-Eisner-Preis 2019 wurde für die leidenschaftliche Arbeit des B-Movie in Hamburg ausgelobt.

Henning Koch

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