Film:ReStored_04: Hörspuren in Filmarchiven


Das Film:ReStored Festival hat in seiner vierten Ausgabe vom 24. bis 27. Oktober 2019 im Kino Arsenal erneut die Bedeutung eines langfristigen Erhalts des Filmerbes herausgearbeitet. Doch welche Filme aus über 120 Jahren deutscher Kinogeschichte sind Teil des filmischen Gedächtnisses und sollen bewahrt werden? Prinzipiell sind dies alle Filme, die nur analog vorliegen und von denen keine kinotaugliche digitale Fassung existiert, wie die Förderreferentin der Filmförderungsanstalt FFA, Claudia Zeitler, erläutert. Das Förderprogramm Filmerbe FFE, welches Anfang 2019 startete, hat dazu im Rahmen des Festivals verschiedene Förderkategorien vorgestellt. Zum einen unterstützt das zu gleichen Teilen von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Ländern und der FFA finanzierte Programm die Restaurierung und Digitalisierung von Werken mit einem Auswertungsinteresse im Kino, auf Festivals oder auf DVD/Blu-Ray. Zum anderen fördert es Filme von kuratorischem Interesse aufgrund einer besonderen filmhistorischen Bedeutung sowie von konservatorischem Interesse wegen einer Materialgefährdung. Bei Film:ReStored sind es vor allem letztere Kategorien, denen eine besondere Bedeutung zukommt.

Thomas Arslans Debüt „Mach die Musik leiser“ konnte zum 25. Jubiläum gerettet werden. Foto: Schramm Film

So wurde eine 4K-Digitalisierung von Thomas Arslans Langfilmdebüt „Mach die Musik leiser“ (1994) präsentiert, der in diesem Jahr sein 25. Jubiläum feiert. In der größtenteils mit Laiendarstellern besetzten Co-Produktion des ZDF wird eine Handvoll Jugendlicher porträtiert, die mehr oder weniger ratlos an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen. Der triste und ereignislose Alltag verdichtet sich in dieser Umbruchphase zu einem ausgedehnten Zustand des Herumhängens. Rauchend und schweigend vertreiben sie sich die Zeit mit Headbanging im lokalen Jugendclub, dem routinierten Zocken von Zigaretten und Süßigkeiten im Supermarkt, Video-Nachmittagen mit „Tanz der Teufel II“ und dem großen Höhepunkt: einem Konzert der Hardcore-Metal-Band Biohazard. Wie es weitergehen soll, wissen sie nicht genau. „Baut keine Scheiße“, warnt Marquard Bohm sie in der Rolle eines Vaters. Doch wo sollen sie auch hin, wenn dies das einzige ist, was ihre Erziehungsberechtigten ihnen einbläuen. Gedreht auf 35-mm-Film, war eine Digitalisierung notwendig, da die ursprünglichen vier vom Original-Negativ gezogenen Kinokopien dem Material stark zugesetzt haben. Doch auch weitere Probleme ergeben sich bei Kinoaufführungen der digitalen Fassung. Wie der Regisseur Arslan erzählt, seien die Musikrechte an den verwendeten Songs von prominenten Death-Metal-Bands wie Pantera und Sepultura mittlerweile abgelaufen. Die Verträge dafür seien zur Entstehungszeit für einen begrenzten Zeitraum abgeschlossen worden und eine kostspielige Neu-Lizenzierung wäre nicht lukrativ, weshalb „Mach die Musik leiser“ vorerst nicht kommerziell ausgewertet werden kann.

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