BFF on the Road: Besuch beim Sundance Film Filmfestival 2020

Sundance 2020: Filme gucken im Schnee



Im Bereich der Spielfilme hat sich gleich eine Reihe von hervorragenden Filmen aus dem Programm hervorgetan. Zu den bemerkenswertesten US-Produktionen gehört „Bad Hair“ von Regisseur Justin Simien. Angesiedelt Ende der 1980er Jahre in Los Angeles spielt der Film in einem Fernsehsender, der ein neues Programm ausprobieren will, das schwarze Popkultur vorgestellen soll. Insbesondere die Musikszene mit ihren Trends wird dem Publikum durch genauso trendige Moderatoren präsentiert. Um sich auf ihre Rolle vorzubereiten und ihre Chancen als neue Moderatorin zu erhöhen, folgt die Hauptfigur den Rat ihrer neuen Chefin und lässt sich glattes Haar als Extensions anbringen. Das Haar aber, hat eine Vorgeschichte, eine böse Vorgeschichte, und übernimmt graduell die Macht über ihre Trägerin. Schnell kommt es zu mörderischen Auseinandersetzungen, denen alle zum Opfer fallen, die sich den Haarträgerinnen in den Weg stellen. Horror gemischt mit Humor macht diesen Film aus, der sicherlich unterhält, aber auch wichtige Themen wie Anpassungsdruck, Karrierechancen von Frauen, Ausbeutung und schwarze Alltagskultur anschneidet. Das Motiv der „bösen“ Haare erinnert an „Exte“ (2007) des Japaners Sion Sono, dem „Bad Hair“ nahezu ebenbürtig ist.

Es sind die Horror-Thriller, die in Sundance besonders herausgestechen und zu den besten Filmen des Festivals zählen. „Impetigore“ von Joko Anwar ist ein indonesischer Film, der aus Traditionen, Bräuche, schwarzer Magie und Aberglauben einen dicht inszenierten und spannenden Horrorfilm spinnt, in dem die Frauen die Zügel in der Hand haben und die größte Entschlossenheit unter Beweis stellen. Eine ähnliche Atmosphäre erzeugt auch „His House“ von Remi Weekes, in dem es gleichermaßen brutal und gespenstig zugeht. Die Monster der Vergangenheit zeigen sich erbarmungslos, verschonen keinen. Ein sudanesisches Ehepaar kommt nach der Flucht über das Meer in England an und versucht, Fuß zu fassen, doch sie haben wörtlich eine Leiche im Keller, die ihn diesen Neuanfang verwehren will. Beide Filme überzeugen durch ein intelligentes Drehbuch und beweisen einmal mehr, dass die Bedienung eines bestimmten Genres auch immer wieder originell und vor allem thematisch, hier auch politisch, relevant sein kann.
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