„Wer internationale Filme zeigt, interessiert sich für die Welt und für die Interaktion mit ihr.“ – Frédéric Jaeger, Leitung Programmorganisation Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg


IFFMH © Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg

IFFMH © Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg

Das Internationalen Filmfestival Mannheim/Heidelberg (IFFMH) findet dieses Jahr, vom 12. bis 22. November 2020, zum ersten Mal unter der neuen Leitung statt. Zu diesem Anlass haben wir den Direktor Dr. Sascha Keilholz und den Leiter der Programmorganisation sowie Kurator der Wettbewerbssektion „On the Rise“ Frédéric Jaeger zum Gespräch getroffen. Sie sprechen über den Einfluss der regionalen Realitäten, den Bezug zu den vergangen Ausgaben des Festivals und ihren Anspruch femministischen Positionen im Programm eine Stimme zu geben. Zu den inhaltlichen Höhepunkten gehört unter anderem die Retrospektive, die französische Regisseurinnen des „Post-68-Kinos“ in den Vordergrund stellt.

Dieses Jahr sind mit Corona Herausforderungen auf Sie zugekommen, die alle Festivals zu meistern hatten – oder an denen sie gescheitert sind. Welche galt es zudem zu überwinden in Anbetracht ihrer diesjährigen ersten Ausgabe des Festivals?

Sascha Keilholz: Im Kern sind Herausforderungen unerwartete Vorkommnisse, für die neue Lösungen gesucht werden müssen. Also das Gegenteil von Routinen. Die erste Ausgabe eines Festivals vorzubereiten ist ohnehin genau das, für uns nun gewissermaßen potenziert. Das erhöht den Adrenalinausstoß. Man kann es aber auch so verstehen, dass sich viele Festivals der Herausforderung gestellt haben. Was konstruktiv gewendet, ja auch ein neues Selbstverständnis sein kann: dass Festivals bewusst Herausforderungen suchen und manchmal sich selbst als eine Herausforderung verstehen. Das öffnet Horizonte.

Wie positionieren Sie sich in Bezug auf die letzten Jahre des Festivals? Welche Aspekte sollten unter der neuen Leitung herausgestellt werden, welche vernachlässigt?

Sascha Keilholz, Festivalleitung © Sebastian Weindel

Sascha Keilholz, Festivalleitung © Sebastian Weindel

SK: Gute Filmfestivals stellen sich ständig in Frage. Es kommt schließlich darauf an, das Neue zu erspüren und zu wagen. Dafür steht Mannheim-Heidelberg schon traditionell, insofern ist es ein Festival, das sich besonders dafür eignet, in die Zukunft zu schauen. Wir setzen stark darauf, die Vergangenheit miteinzubeziehen. Das kann man schon daran sehen, dass wir im Programm verstreut einige Verbindungslinien zur Geschichte des Festivals gesetzt haben, von den neuesten Werken von Filmemacher*innen wie Frederick Wiseman und Hong Sangsoo, die ihre ganz frühen Filme hier gezeigt haben, über die Retrospektive bis hin zu Wiederentdeckungen im Kinderfilmfest. Und wir verleihen in diesem Jahr erstmals den Rainer Werner Fassbinder Award für das beste Drehbuch – in Erinnerung an den großartigen Autoren Fassbinder, der manchmal im Schatten des furiosen Regisseurs steht. Natürlich auch er ein lange Verbündeter des IFFMH.

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