XPOSED Queer Film Festival Berlin Kurzfilmprogramm im Virtuellen IBB-Videoraum der Berlinischen Galerie


Still aus JOURNEY TO CHARBAGH © Hadi Rehman
Still aus JOURNEY TO CHARBAGH © Hadi Rehman

„Queeres (Auf-)Begehren“: Sechs sehenswerte Kurzfilme in der Berlinischen Galerie

Vielleicht kennt ihr es auch, das Video-on-Demand-Problem: Da gibt es hunderte, tausende Filme, mindestens 50 davon werden einem angezeigt, über die Hälfte klingt irgendwie interessant, so richtig sicher ist man sich aber nicht und entscheidet sich am Ende für Altbekanntes. Es bleibt der Gedanke, irgendwo im Hinterkopf, an unausgeschöpfte Möglichkeiten. Diesem (Luxus-)Problem schafft die Berlinische Galerie zur Zeit Abhilfe. Noch bis zum 29.11.2020 werden auf der Website des Kunstmuseums, in Zusammenarbeit mit dem XPOSED Queer Film Festival Berlin, frei zugänglich und umsonst, sechs Kurzfilme gezeigt — keiner länger als 17 Minuten. Das ist ein überschaubarer Rahmen, in dem man sich überraschen, fordern und bewegen lassen kann. Für Liebhaber*innen des Festivals geben außerdem zwei Beiträge einen kleinen Vorgeschmack auf das Programm des Festivals im nächsten Jahr.

Unter dem Titel „Queeres (Auf-)Begehren“ erzählen die Kurzfilme auf vielfältige Weise von Queerness. Jeder Film ist anders, jeder sehenswert, denn hier wird nicht über Queer-Sein berichtet, sondern Menschen kommen direkt zu Wort, erzählen ihre Geschichten, oder die ihrer Freund*innen und Mitstreiter*innen. Das Ergebnis ist mal experimentell, mal exploratorisch, aber nie didaktisch.

Da ist zum Beispiel VA-BENE (Ghana/Deutschland 2018) von Brenda Jorde, der die*den gleichnamige*n ghanaische*n Performance-Künstler*in begleitet. Bei VA-BENE verschmelzen eigenes Leben, eigener Körper und Kunst in einer Figur, die die Grenzen zwischen dem, was männlich und weiblich kon­no­tiert ist, überschreitet. Dabei konzentriert VA-BENE sich auf scheinbar Unscheinbares, auf alltägliche Rituale, die Geschlechtsidentität immer wieder herstellen, von der Kleidung bis zur Körperpflege. Indem sie*er Rituale in Performance-Kunst umwandelt, verweist VA-BENE auf dieses Herstellen, die performative Dimension alltäglicher Handlungen. Ihre*Seine Kunst ist wahrhaftig subversiv, denn sie macht „Normales” merkwürdig und lenkt so die Aufmerksamkeit auf die politische Kraft automatisch ablaufender Gesten und Handlungen. Es ist spannend, dieser Performance des Alltäglichen zuzusehen und die Frage nach der Performanz des Unbewussten wirkt auch nach Filmende noch nach.

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