XPOSED Queer Film Festival Berlin Kurzfilmprogramm im Virtuellen IBB-Videoraum der Berlinischen Galerie


PLAYBACK von Augustina Comedi (Argentinien, 2019) sticht zwischen allen Kurzfilmen hervor. Wahrscheinlich wird man ihn am längsten mit sich umhertragen, denn er ist berührend, melancholisch und liebevoll. Im Grunde geht es hier um Zuneigung und die Errungenschaft des Films ist es, dieses Gefühl unmittelbar spürbar zu machen. La Delpi erzählt im Voice-Over von der Grupo Kalas, die sie und ihre Mitstreiter*innen in den frühem 1980er Jahren, in der neu gefundenen Freiheit nach dem Ende der Militärdiktatur in Córdoba, auf die Beine stellen. Auf der Bühne, mit lip-sync Shows und Preisverleihungen können sich Drag Queens und Transfrauen zeigen. Die 80er sind aber auch die Zeit der AIDS-Epidemie und die Unbeschwertheit ist von kurzer Dauer. Immer mehr Freund*innen sterben an dem Virus. Hier setzt die Idee von PLAYBACK an, denn Regisseurin Augustina Comedi und La Delpi malen sich ein „Happy End“ für die verstorbenen Freund*innen aus. Dazu kommt Videomaterial der Originalshows, das mit seinen Sprüngen und der schlechten Bildqualität wie eine Zeitkapsel wirkt. Wenn dann Einstellungen doppelt vorkommen, sozusagen zurückgespult und neu abgespielt werden, ist es, als würden Erinnerungen tatsächlich sichtbar werden.

„Queres (Auf-)Begehren“ zeigt eindrucksvolles Material, bietet die Gelegenheit, in die Welt queerer Kurzfilme einzutauchen und ist deshalb wirklich allen zu empfehlen — egal, ob Neuling oder Liebhaber*in. Natürlich fehlt im Online-Format der direkte Austausch und die Gemeinschaft eines öffentlichen Screenings. Doch der große Vorteil einer digitalen Filmschau besteht darin, dass nahezu alle die Möglichkeit haben, diese Filme zu sehen, egal ob in Berlin oder München, ob heute oder morgen. Das ermutigt auch zum Ausprobieren, man muss nicht alle Filme ansehen und kann seinen Liebling dafür doppelt und dreifach schauen — es gibt wenig äußere Vorgaben, was die Chance birgt, innere Beschränkungen etwas zu lockern. Die Filme sind Teil der digitalen Ausstellung „Out and About“, die Objekte der Berlinischen Galerie auf queere Lesbarkeiten untersucht. Hier werden Fotografien, Gemälde und Zeichnungen gezeigt, die über die Kurzfilme hinaus zum Nachdenken über queere Lebensrealitäten einladen.

Theresa Rodewald

„Queeres (Auf-)Begehren“, noch bis zum 29. November online hier
Hier gibt es mehr Infos zur digitalen Ausstellung „Out and About“ der Berlinischen Galerie

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