Festivalbericht vom Göteborg Film Festival (29.1.- 8.2.2021)


Kino für eine Person allein: Isolated Cinema © Göteburg Film Festival 2021

Filmfestivals in Zeiten von Corona – so technisch divers die Umsetzung, die inhaltliche Struktur ist doch oft ähnlich: Filme sind als Video on Demand, Q&As als Livestream verfügbar. Das Göteborg Filmfestival bewies kürzlich, dass kreativen Lösungen keine Grenzen gesetzt sind. So wurde in einer nationalen Verlosung eine Person bestimmt, die auf einer Insel das gesamte Festivalprogramm im Kino sehen konnte – allein und mit minimalem Ansteckungsrisiko. Im Rahmen von The Isolated Cinema durfte Lisa Enroth aus Skövde insgesamt 70 Filme sehen und konnte zwischen den Vorführungen die Schönheit der Schäreninsel Hamneskär genießen. Auch in Göteborg wurden Filmvorführungen für jeweils eine Person verlost.

Ein weiterer exklusiver Kinoplatz für eine einzige Person im Scandinavium © Ola Kjelbye

Und was ist mit dem Austausch? Für Fachbesucher*innen hatte das Festival natürlich eine Lösung parat. Auf einer eigenen Plattform konnten sich Journalist*innen, Distributor*innen und anderes Fachpublikum in virtuellen Gruppen zu Unterhaltungen zusammenfinden. Wer ein Gespräch unter vier Augen führen wollte, entfernte sich einfach virtuell von der Gruppe.

Und die Filme? Hier macht Geoblocking internationalen Besucher*innen leider einen Strich durch die Rechnung. Die großen Filmpremieren und auch der Siegerfilm TIGERS (Ronnie Sandahl, 2020 SE/IT/DE) über die gnadenlose Maschinerie des kommerziell-professionellen Fußballs konnten nur in Schweden gestreamt werden. Für seine Darstellung des aufstrebenden Fußballprofis Martin Bengtsson erhielt Erik Enge bei der Preisverleihung den Dragon Award Best Acting. Als beste nordische Dokumentation wurde FLEE (Jonas Poher Rasmussen 2021, DK/FR/SE/NO) ausgezeichnet, der sich mit Fluchterfahrungen und der Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit auseinandersetzt. Den Publikumspreis erhielt Tomas Vinterbergs ANOTHER ROUND (2020, DK/SE/NL) mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle und der Preis für die beste internationale Produktion ging an QUO VADIS, AIDA (Jasmila Žbanić, 2020 AT/RO/NL/DE/PL/FR/NO/TR) über den Genozid in Srebrenica.

Ausländische Festivalbesucher*inne erhielten trotz Geoblocking einen umfassenden Einblick in das vielfältige Programm des schwedischen Filmfestivals. Im Folgenden stellen wir euch einige Highlights aus Göteborg vor.

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