Schweizer Filmleckerli


Film:Schweiz vom 14.-21. September

Das Schweizer Kino kann was. Das hat zum Beispiel die diesjährige Berlinale wieder gut gezeigt: Gleich zwei Schweizer Produktionen – Ursula Meiers neuer Film LA LIGNE und Michael Kochs DRII WINTER – liefen im Wettbewerb. BFF-Co-Chefredakteurin und Kuratorin von Film:Schweiz, Teresa Vena, weiß das natürlich schon länger. Bereits zum vierten Mal zeigt das Festival deshalb, was das pittoreske Nachbarland cineastisch zu bieten hat – in kurzer, in langer und in dokumentarischer Form; fünf Spielfilme sind es und ein Dokfilm-Trio. Alle Langfilme werden schönerweise durch einen Vorfilm eingeleitet. Vena hat dabei Klassiker wie Kurt Frühs DÄLLEBACH KARI (1970) ins Programm genommen, aber auch aktuelle Produktionen, die vielleicht keinen deutschen Kinostart bekommen, zum Beispiel der Eröffnungsfilm MOSKAU EINFACH von Micha Lewinsky. Auch das Trashig-Absurde hat seinen Platz: WER HAT DIE KONFITÜRE GEKLAUT von Cyrill Oberholzer und Lara Stoll ist auch eine Low-Budget-Komödie dabei, in der es um einen alten YouTuber geht, der noch bei Mami wohnt und dem die Konfi geklaut wird. Einige der Filmemacher*innen sind auch zum Q&A vor Ort, zum Beispiel das Team von SAMI, JOE UND ICH.

Wir haben euch ein drei Tipps zusammengestellt, um das Programm etwas zu veranschaulichen.

DAS FRÄULEIN

DAS FRÄULEIN © filmo - Verein CH.Film
DAS FRÄULEIN © filmo – Verein CH.Film

Darum geht es
Eine Generationenbegegnung und das Fremdsein im (selbst gewählten) Exil. Ruža (Mirjana Karanović) hat sich selbst mit einer Betriebskantine nach ihrer Emigration aus Jugoslawien vor 30 Jahren eine eigene Existenz aufgebaut. Förmlich, distanziert, kalt – so schützt sie sich vor der Verletzung, vor dem Außen. Bis mit Ana (Marija Škaričić) eine ebenfalls aus Serbien stammende junge Frau beim Arbeiten einspringt und durch ihre Fröhlichkeit und ihren Übermut Ruža aus dem Schneckenhaus holt. Und mit der eigenen jugoslawischen Vergangenheit konfrontiert.

Was du zum Film wissen musst
Die Regisseurin Andrea Štaka gewann 2006 mit DAS FRÄULEIN, einer Produktion des Kleinen Fernsehspiels des ZDF, den Zürcher Filmpreis – nachdem er schon in Locarno den Goldenen Leoparden abgeräumt hatte. Štakas jüngster Film MARE war 2020 bei der Berlinale zu sehen, hier spielte ebenfalls Marija Škaričić die Hauptrolle.

Termin beim Film:Schweiz
17. September, 20 Uhr, Eva Lichtspiele

MENSCHEN AM SAMSTAG

MENSCHEN AM SAMSTAG © KurzFilm Agentur Hamburg
MENSCHEN AM SAMSTAG © KurzFilm Agentur Hamburg

Darum geht es:
Wer seinen Film MENSCHEN AM SAMSTAG nennt, der weiß, wie groß die Fußstapfen sind, in der zu treten gedenkt. MENSCHEN AM SONNTAG von Robert und Curt Siodmak, Edgar G. Ulmer und Billy Wilder von 1929/1930 ist schließlich ein Kultfilm, eine Homage an das Berlin der (End)zwanziger, das Rumhängen, Chillen und Nichtstun am heiligen Ruhetag der Woche. MENSCHEN AM SAMSTAG zeigt – die dokumentarische Form bisweilen uncanny imitierend – Menschen aber nicht nur in alltäglichen Samstagshandlungen, sondern auch beim Verheddern in eigenen Unfähigkeiten. Zwei Menschen starren auf ihre Handys, bis die Ampel wieder auf rot schaltet, ein gut gekleideter Mann im Anzug schläft seinen Rausch aus, eine dicke Frau kommt nicht mehr in ihr Auto, nachdem sie eingeparkt wurde. Das ist bisweilen sehr lustig, auch wenn der Humor nur selten über Schadenfreude hinausgeht – und man sich schon manchmal auch fragt, ob sich hier über bestimmte Gesellschaftsgruppen lustig gemacht wird. Gut inszeniert ist es aber in jedem Fall.

Was du zum Film wissen muss
Ulrich Jonas‘ Kurzfilm wurde 2020 mit dem Goldenen Leoparden als Bester Kurzfilm in Locarno ausgezeichnet. Auch für aktuelle Produktionen befasst sich Jonas mit einer besonderen Form des Alltags – dem Alltag in Behörden. In seinem Nachfolgefilm BEHÖRDENHASSER werden sechs Episoden in anonymen Verwaltungsgebäuden gezeigt, in denen Beamte damit strugglen, den Ansprüchen der Bürger*innen gerecht zu werden, und ihre Arbeit fristgerecht zu erledigen.

Termin beim Film:Schweiz
17. September, 20 Uhr, Eva Lichtspiele (Vorfilm vor DAS FRÄULEIN)

SWISS ELVIS

SWISS ELVIS © Olmo Cerri
SWISS ELVIS © Olmo Cerri

Darum geht es
Der Rentner Nino Zucca war einst einer der erfolgreichsten Imitatoren von Elvis und vom King selbst in einem Wettbewerb zum Besten auserkoren. Heute ist Nino in einem kleinen Dorf im Tessin, in der italienischen Schweiz, zu Hause, noch kaum einer erinnert sich an seine früheren Erfolge. In der Zwischenzeit hat er nämlich als Metzger gearbeitet. Als ihn nun nach Jahren ein Presley-Imitatoren-Fotograf aufsucht, geht er seine Erinnerungsstücke von damals durch. Das tut er mit Charme und einer ganzen Menge Gelassenheit – und beweist wieviel Schmalz er noch in der Stimme hat.

Was du zum Film wissen musst
Olmo Cerris Film ist Teil eines dokumentarischen Triples. H.R. GIGER’S SANCTUARY zeigt H.R. Giger in seiner Bar und seinem Museum in Gruyères, sodass Fans des bisweilen Morbiden bzw. der Alien-Filme auf ihre Kosten kommen. Und FOURTEEN PICTURES versammelt 14 verschiedene schöne landschaftliche Tableaus, die der Regisseur und Fotograf Erich Busslinger essayistisch montiert.

Termin beim Film:Schweiz
18. September, 18 Uhr, Eva Lichtspiele

Das 4. Film:Schweiz findet vom 14. bis 21. September im Eva Lichtspiele statt.