„#uploading holocaust“ von Sagi Bornstein und Udi Nir


"#uploading_holocaust" von Sagi Bornstein und Udi Nir lief 2016 bei Dok Leipzig in der Sektion "Upcoming Masters". ® gebrueder_beetz_filmproduktion

„#uploading_holocaust“ von Sagi Bornstein und Udi Nir lief 2016 bei Dok Leipzig in der Sektion „Upcoming Masters“. ® gebrueder_beetz_filmproduktion

Erinnerungskultur 2.0

Ein junger Mann montiert sein Handy an die Drohne und lässt sie steigen. Erst ist er selbst im Fokus, dann, als die Drohne höher steigt, die kahle Landschaft. Im Anschluss sehen wir eine Baracke und als die Drohne schließlich noch höher steigt, blicken wir auf die Umrisse eines ganzen Konzentrationslagers. Diese sowohl distanzierte, als auch unglaublich unmittelbare Einstellung eröffnet „#uploading holocaust„, den neuen Film von Sagi Bornstein und Udi Nir, der im Wettbewerb „Next Masters“ bei der diesjährigen Dok Leipzig zu sehen war. Ein Moment, der in aller Kürze schon die wichtigen Themen des Films anreißt: Erinnerungskultur, Holocaust, Digitalisierung und Pubertät.

Weiterlesen: Unser Festivalbericht vom 59. Dok Leipzig „Von starken Frauen und verstörenden Kretin“ von Marie Ketzscher

„#uploading holocaust“ widmet sich der in Israel obligatorischen „Journey to Poland“ – einer Reise, die jährlich 25.000 Schüler mit der Geschichte ihrer Vorfahren und dem nachdrücklichen Erleben eben dieser Geschichte vertraut machen soll. Mehr als 20.000 Youtube-Hits gibt es laut den Filmemachern zur „Journey to Poland“ auf Youtube, die meisten davon persönliche Uploads der Jugendlichen. Statt einen Film über das Phänomen „Journey to Poland“ aus ihrer eigenen, künstlerischen Erzähler-Perspektive zu machen, haben sich die Regisseure dieses Materials angenommen, es gesichtet, und zusammengestellt.

Die gefundenen Aufnahmen sind chronologisch gegliedert – der Film beginnt mit Aufnahmen von Familienmitgliedern, die ihren Kindern und Geschwistern die Dringlichkeit und Notwendigkeit ihrer Reise vor Augen führen. Dann kommt die Reise selbst, die von aufgeregten bis hin zu gelangweilten Statements und Aufnahmen vor allem die nervöse Grundstimmung einfängt, die pubertierende Mädchen und Jungen in engen Räumen und Fahrmitteln miteinander eben so erleben. Schließlich begleiten wir dank der Aufnahmen verschiedene Individuen und Gruppen, wie sie die Konzentrationslager besichtigen, wie sie in intimen Einstellungen Scham über ihr mangelndes Mitgefühl äußern, wie sie weinen, sich in israelische Flaggen hüllen, sich vollkommen mit dem Geschehenen identifizieren.

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