62. Nordische Filmtage: GESELLSCHAFTSSPIELE von Jenni Toivoniemi – Publikumspreis und Baltischer Filmpreis für einen nordischen Spielfilm


Die Zusammenkunft wird schließlich zu einer Explosion der Gefühle. Ängste, Unsicherheiten, Rivalitäten, Machtspielchen und amouröse Schwärmereien mischen sich ineinander. Jahrelang aufgestaute Frustrationen kommen an die Oberfläche und destabilisieren das Gleichgewicht in der Gruppe. Die ewig-bestimmende Veronika sieht sich erstmals Widerstand konfrontiert. Für eine kurze Zeit schafft sie es zudem, sich von ihrem starren Korsett zu lösen, das sie zur Selbstbeherrschung zwingt. Doch dieser Zustand ist nicht von langer Dauer. Jeder einzelne der Freunde durchlebt eine gewisse Veränderung, wird sich klar, was er oder sie für ihr weiteres Leben wünscht, doch es wird ihnen auch bewusst, wie viel Mut es dazu bedarf, sich danach zu richten.

Bei dieser Reise in die Psyche der Protagonisten spielt Alkohol eine wichtige Rolle – vielleicht die entscheidende. Wie realistisch dies auch sein mag, wirkt die Konzentration auf dieses Element langweilig und zu einfach. An sich fehlt es dem Drehbuch an der Erarbeitung von glaubwürdigen Schlüsselmomenten. Der schnelle Inszenierungsstil kaschiert ein wenig den Mangel an Einzelideen, das Gleiche gilt für die äußerst nervöse Handkamera, die Spannung aufbauen soll und künstlich den Figuren möglichst nahe sein soll. So richtig will sich aber die Verbundenheit mit den Akteuren der Geschichte nicht einstellen.

Der Film fühlt sich so an wie eine über die Stränge geschlagene Party, nach der sich der eine oder andere am nächsten Tag an die Geschehnisse des Vortags nicht mehr erinnern kann – oder will. Der Ausbruch ist nur temporär, danach geht das Leben in gewohntem Gange – mit all seinen Kompromissen weiter.

Teresa Vena

GESELLSCHAFTSSPIELE (OT: SEURAPELI), Regie: Jenni Toivoniemi, Darsteller: Laura Birn, Emmi Parviainen, Eero Milonoff, Samuli Niittymäki, Paula Vesala, Christian Hillborg, Iida-Maria Heinonen, Paavo Kinnunen

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