„Gott existiert, ihr Name ist Petrunya“ von Teona Strugar Mitevska


God Exists, Her Name is Petrunija“ zählte auf der 69. Berlinale zu den Publikumslieblingen. Im Abschlussjahr Dieter Kosslicks, das schon vor seiner Eröffnung zur „Berlinale der Frauen“ ausgerufen wurde, hätte die spitze Gesellschaftskritik nach #MeToo und den Debatten um die Frauenquote im Filmgeschäft kaum besser platziert sein können. Mit absurder Komik, die eine tiefe Tragik enthüllt, rechnet der Film laut und nachdrücklich mit längst überholt geglaubten Geschlechterkonventionen ab und entlarvt die Mechanismen und Elemente misogyner Machtgefüge.

Teona Strugar Mitevska setzt dabei auf unmissverständliche Bilder und Worte; subtile Kriktik an den bestehenden Verhältnissen gab es ohnehin schon lange genug. Symbolhaft rennt die Protagonistin beispielsweise anfangs mit einer geschlechtslosen Modellpuppe unterm Arm durchs Dorf oder sperren sich die Hüter von Recht und Ordnung selbst hinter Gitter und schauen dem Mob lieber in der Live-Übertragung zu als einzugreifen, während sie ihre Butterbrote verschlingen. Strugar Mitevskas inzwischen fünfter Spielfilm, der von einem ähnlichen Ereignis in Mazedonien im Jahr 2014 inspiriert sein soll, ist Gesellschaftssatire und Medienkritik zugleich. Der Kamera spuckt sie die Konflikte entgegen, wie Petrunija einem Vernehmungsbeamten die Tatsache, dass sie eine Frau ist und „keine geistige Arme“.

Jeder Dialog sitzt wie eine Ohrfeige. Der Film ist eine Klatsche fürs aus der Zeit gefallene Patriarchat. Dem Publikum bereitet er großes Vergnügen, weshalb dem 100-Minüter zu wünschen ist, dass er die Kinosäle ähnlich flutet wie vor ein paar Jahren „Toni Erdmann„.

SuT

Gott existiert, ihr Name ist Petrunya“ (OT: „God Exists, Her Name is Petrunija„, Regie: Teona Strugar Mitevska; DarstellerInnen: Zorica Nusheva, Labina Mitevska, Simeon Moni Damevski, Suad Begovski, Violeta Shapkovska; Kinostart: 14. November 2019

Bei der 69. Berlinale wurde „God Exists, Her Name is Petrunija“ vom Verband der Filmkunstheater mit dem Gilde-Filmpreis ausgezeichnet.

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